Wiesbaden | Im Kampf gegen den Wohnungseinbruchdiebstahl (WED) steht der hessischen Polizei ab sofort landesweit die Prognosesoftware KLB-operativ (Kriminalitätslagebild) zur Verfügung. Außerdem steht das moderne Ermittlungstool ab sofort auf den Polizei-PCs und im Laufe des nächsten Jahres auch auf dienstlichen Handys zur Verfügung. Der Hessische Innenminister Peter Beuth (CDU) gab in der vergangenen Woche im Polizeipräsidium Westhessen den Startschuss für die Schwerpunktaktion gegen Einbrecher. Die hessische Polizei wird vom 29. Oktober 2017 bis zum 25. März 2018 landesweit verstärkt Fahndungs-, Ermittlungs,- Kontroll- und Präventionsmaßnahmen durchführen, wie es aus dem Innenministerium heißt.
„Wir haben Wohnungseinbrechern in Hessen den Kampf angesagt und der Polizei ist es gelungen mit einem ganzheitlichen Ansatz aus Repression, Prävention und technischen Innovationen wie KLB-operativ messbare Erfolge im diesem schwer zu bekämpfenden Deliktsfeld zu erreichen. Die eigens entwickelte Prognosesoftware hat sich zu einem wichtigen Tool für unsere Schutzleute entwickelt und steht jetzt jedem Polizisten hessenweit zur Verfügung. Insbesondere Serieneinbrecher können so zur Strecke gebracht werden. Die Sicherheitsbehörden werden Einbrechern, die immer wieder Menschen verängstigt zurücklassen, weiterhin mit Härte entgegentreten. Dabei setzten wir zugleich auf die Mithilfe der Bürgerinnen und Bürger, die mit einfachen Mitteln ihre eigenen vier Wände schützen können“, sagte der Innenminister.
Mit App Einbrechern auf die Spur kommen
Die Software „KLB-operativ“ lässt Prognosen für künftige Wohnungseinbrüche zu. Beginnend ab 2015 wurde diese Software in den „dunklen Jahreszeiten“ unter der Leitung des Hessischen Landeskriminalamtes in den Polizeidirektionen Wiesbaden, Main-Taunus, Hochtaunus, Main-Kinzig sowie Darmstadt-Dieburg erprobt. Aus den polizeilichen Datenbeständen konnten hier räumliche und zeitliche Schwerpunkte abgeleitet und bestimmte Verhaltensmuster der Täter erkannt werden. „Bei der Analyse dieser Fälle lassen sich vielfach Tatmuster erkennen, die auf professionelle, gezielt und planvoll vorgehende Serientäter schließen lassen. Diese Muster gilt es herauszufinden und in einem täglichen Arbeitsprozess grundsätzlich während der fallintensiven dunklen Jahreszeit zu bewerten“, so der Innenminister.
Nun wurde die Web-App u.a. zum Einsatz auf Mobiltelefonen der Polizei weiterentwickelt. Aufbau und Funktionen orientieren sich an bekannten Kartendiensten wie z.B. Google Maps oder Bing Maps. Es können Straßenkarten, Luftbilder oder Liegenschaftskarten dargestellt werden. Somit kann sich ab sofort jede Polizeibeamtin und jeder Polizeibeamte ein umfassendes Lagebild der letzten zehn Tage im Phänomenbereich des Wohnungseinbruchsdiebstahls darstellen lassen. Inhaltsdaten der Vorgänge sind direkt über die Karte einsehbar. An jedem Morgen wird die Lage des Vortages computerunterstützt aufgearbeitet, analysiert und auf einer Karte dargestellt. Auf der Grundlage der Ergebnisse werden eine Einsatzplanung und ein Bekämpfungskonzept für die nächsten 24 Stunden erstellt. Um die zur Verfügung stehenden Polizeibeamtinnen und -beamten möglichst effektiv einsetzen zu können, hat sich eine auf diese Erkenntnisse aufbauende Kräftesteuerung als äußerst zielführend erwiesen. Auf Grundlage dieser nunmehr verbesserten Kriminalitätsanalyse können die Einsatzkräfte sehr gezielt in ausgewiesenen Brennpunktregionen zu tatrelevanten Zeiten eingesetzt werden.
Bürger sichern ihr Zuhause besser ab
In Hessen sanken die Fallzahlen im Bereich des WED im Jahr 2016 mit insgesamt 10.405 Fällen um 10,3 Prozent auf den tiefsten Stand seit 2010. Dabei erreichte die Versuchsquote 2016 den Bestwert von 46,5 Prozent. Damit konnten die tatsächlich vollendeten Wohnungseinbruchdiebstähle im Langzeitvergleich über die letzten 20 Jahre mehr als halbiert werden. „Diese positive Entwicklung zeigt, dass die Bürgerinnen und Bürger ihr Zuhause besser sichern. Wir unterstützen dieses Engagement mit individueller polizeilicher Beratung wird von den Bürgerinnen und Bürgern sehr gut angenommen und viele sind bereit, in Sicherungsmaßnahmen an ihren Wohnobjekten zu investieren. Allein im vergangenen Jahr haben die Experten der hessischen Polizeipräsidien und des Hessischen Landeskriminalamts fast 8.000 Kriminalpolizeiliche Beratungen durchgeführt“, so Peter Beuth.
Hier finden Sie Termin der Hessischen Polizei zur Präventionsberatung
Verzeichnete die PKS im Jahr 1997 noch 12.288 vollendete Wohnungseinbruchdiebstähle, ist die Zahl im Jahr 2016 auf 5.569 gesunken. Die erfolgreiche Arbeit der Polizei wird sich auch im Jahr 2017 messbar in der Wohnungseinbruchsstatistik niederschlagen wird (Die Polizeiliche Kriminalstatistik 2017 wird zu Beginn des Jahres 2018 veröffentlicht).
Länderkooperation hat sich bewährt
Das Land setzt bei der Bekämpfung des Wohnungseinbruchdiebstahls auf ein Maßnahmenbündel, das neben der Prävention und polizeilichen Kontrollmaßnahmen insbesondere auf die Intensivierung des täterorientierten Ermittlungsansatzes setzt. „Der
Beitritt zur Länderkooperation Wohnungseinbruchdiebstahl der Länder Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz war dabei ein weiterer wichtiger Schritt, denn gerade reisende Täter interessieren sich nicht für Ländergrenzen“, unterstrich der Minister. So konnte etwa am 11. November 2016 eine rumänische Tätergruppierung in Frankfurt am Main durch hessische Polizeikräfte observiert und bei Tatausführung in Bensdorf in Rheinland-Pfalz durch Kräfte aus Rheinland-Pfalz festgenommen werden. Am 10. Mai 2017 wurde ein 40-jähriger kroatischer Serieneinbrecher in Frankfurt am Main festgenommen, der bundesweit etwa 900 Wohnungseinbrüche und Einbruchsversuche verübt hatte. Auch hier führte der hervorragende Austausch mit den Kooperationspartnern zum Erfolg.
Härtere Strafen waren wichtiges Signal
„Die Entscheidung der Bundesregierung Ende März dieses Jahres den Wohnungseinbruchdiebstahl härter zu bestrafen, war wichtig und sendet ein eindeutiges Signal. So etwas wie einen minder schweren Fall gibt es jetzt nicht mehr, sondern eine Mindeststrafe von einem Jahr“, erklärte der Innenminister. Die Aufnahme des WED in den Katalog der Straftaten, hatte auch zur Folge, dass nun auch eine gezielte Telekommunikationsüberwachung genutzt werden kann. So können Mittäter bzw. Bandenmitgliedschaften vielfach erst festgestellt und beweiserheblich nachgewiesen werden. Zudem wurde durch die Abschaffung des minder schweren Falles die Einstellung von Verfahren erschwert.