Düsseldorf | Cyber-Angriffe nehmen zu. Und sie werden immer ausgefeilter. Weltweit entstehen dadurch jedes Jahr Milliardenschäden. „Deshalb stocken wir das Personal der NRW-Polizei im Bereich Cybercrime weiter auf„, sagte Innenminister Ralf Jäger am Montag in Düsseldorf. 36 IT-Fachleute werden das Cyber-Kompetenzzentrum im Landeskriminalamt mit zusätzlichem Knowhow verstärken. Jede der landesweit 16 Kriminalhauptstellen erhält eine zusätzliche Stelle für IT-Experten. „Zudem wird die organisatorische Struktur gestrafft und die hochspezialisierten Ermittler dadurch schlagkräftiger„, so der Minister.
Die Digitalisierung hat eine neue Form der Kriminalität hervorgebracht. Sie bedroht Privatleute, Unternehmen und Behörden gleichermaßen. Als 2012 die Server deutscher Online-Shops durch ferngesteuerte Schadsoftware lahm gelegt wurden, erpressten die Täter die geschädigten Unternehmen. Sie forderten Bargeld und drohten mit weiteren Angriffen. Der Schaden durch diese Angriffe allein lag im zweistelligen Millionenbereich. „Drei Jahre lang verfolgten LKA-Ermittler einen der Täter im Netz, bis schließlich in der Ukraine die Handschellen klickten„, sagte NRW-Innenminister Jäger.
Neben der Verfolgung von Vermögensdelikten geht es auch darum, die Hasskriminalität im Netz zu bekämpfen. „Dazu brauchen wir Gesetze, die es ermöglichen, Seitenbetreiber wegen strafbarer Inhalte an die Kandare zu nehmen. Die werden wir bekommen. Und wir brauchen die Manpower, um solche Inhalte möglichst umfassend zu ermitteln„, erklärte Jäger. „Das gilt für rechte Hetze genauso wie für islamistische Propaganda.“ Auch zwei Islamwissenschaftler werden das Cyber-Recherche- und Fahndungszentrum unterstützen. In diesem neu geschaffenen Herzstück des Kompetenzzentrums fahnden, recherchieren und ermitteln hochspezialisierte Teams besonders komplexe und umfangreiche Fälle. Und sie suchen nach Waffen und Drogen in dem vor allem für kriminelle Zwecke genutzten Schatten-Internet, dem sogenannten Darknet.
NRW war vor fünf Jahren bundesweit das erste Land, das eine Spezialeinheit gegen Cybercrime eingerichtet hat. Mittlerweile sind viele andere Länder und das Bundeskriminalamt diesem Beispiel gefolgt. „Die neue Abteilung und das Recherchezentrum unterstreichen, dass der Kampf gegen Cybercrime bei der Landesregierung weiter höchste Priorität hat„, unterstrich der Minister.