Güstrow | Vom 24. – 26. Juli 2017 fand bereits zum neunten Mal in Folge der jährlich stattfindende Special Forces Workshop kurz: SFW in Güstrow (Mecklenburg-Vorpommern) statt. Der von Frank Thiel, seinem Team der Baltic Shooters und dem Spezialeinsatzkommando (SEK) Mecklenburg-Vorpommern ins Leben gerufene Workshop wurde auch in diesem Jahr wie gewohnt gemeinsam ausgerichtet und Innenminister Lorenz Caffier (CDU) übernahm erneut die Schirmherrschaft. Der Special Forces Workshop ist das Event eines jeden Jahres für Schießausbilder polizeilicher und mittlerweile militärischer Spezialeinheiten. An den ersten beiden Tagen erwartete die Teilnehmer wie gewohnt ein exzellentes Portfolio an Kursen zur Weiterbildung.
[ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,5″ ihc_mb_template=“3″ ]Bereits Monate zuvor erarbeitete Frank Thiel in enger Zusammenarbeit mit dem Spezialeinsatzkommando (SEK) Mecklenburg-Vorpommern die verschiedenen angebotenen Workshops. „Bei den verschiedensten Workshops haben wir auf bewährte Seminare, die in den letzten Jahren von großer Nachfrage waren, sowie neuen Themen die aus aktuellem Anlass oder Nachfragen aus den Feedbacks entstanden sind gebaut. Dieses wurde von den rund 130 Teilnehmern sehr gut angenommen„, sagte Thiel gegenüber SEK-Einsatz.de. „Besonders für die rund 20 Teams die aufgrund des enormen Zulaufs und den Grenzen der Kapazitäten leider nicht an den Workshops teilnehmen konnten, tut es mir besonders Leid“, so Thiel.
Aufgrund der verteilten Feedback-Bögen im vergangenen Jahr, konnte Frank Thiel gemeinsam mit seinem Team und dem SEK-Mecklenburg-Vorpommern die Workshops in diesem Jahr weiter optimieren und noch mehr auf die Bedürfnisse der Teilnehmer anpassen. Nicht zuletzt dadurch hat sich das Event SFW bei den Spezialeinheiten weltweit rumgesprochen und Teams der verschiedenen Nationen – u. a. Deutschland, Österreich, Schweiz, Monaco, Frankreich, USA, Tschechien und Polen – waren in Güstrow zu Gast.
Wirken und Anschlagsarten am Pkw
Gleich zu Beginn am Montag zeigte Frank Thiel den Workshop Teilnehmern das Vorgehen und Bekämpfen des polizeilichen Gegenübers im Rahmen der mobilen Einsatzbewältigung rund um das Fahrzeug. Was passiert, wenn ein potenzieller Attentäter mit einer AK47 auf ein Fahrzeug schießt? Besteht tatsächlich keine Möglichkeit hinter einem Pkw Deckung zu suchen? Wie kann ich auf das Gegenüber einwirken und stoppen? Was wären taktische Anschlagsarten und was die non verbale Kommunikation in Falle eines Beschusses?
All diese und weitere Fragen, zeigte Frank den Teilnehmern im Rahmen seines spezialisierten Carshooting Workshops und gleich zur Einführung des SFW. Die Spezialeinsatzkräfte konnten verschiedene Anschlagsarten mit der Langwaffe innerhalb und außerhalb des Kfz ausführlich trainieren. Ein weiteres Augenmerk bei der anspruchsvollen Übung war die Kommunikation, Checkdrill und die Handzeichen im Rahmen der Teamübungen. Ebenfalls das taktische Arbeiten und Ausweichen am Kfz bei gleichzeitigem Waffengebrauch und Deckung sowie die Umsetzung des FASTTTT-Protokolls.
Schießausbilder Thiel ist seit vielen Jahren rund um den Globus bei verschiedenen Spezialeinheiten zu Gast, lernt und leert taktisches Vorgehen. Zuletzt war Thiel für einige Tage bei der schweizerischen Spezialeinheit Skorpion zu Gast, um sich mit den Ausbildern auszutauschen.
Busch PROtective Helm-Beschuss
Ebenfalls am Montag zeigten das Baltic-Shooters Team gemeinsam mit dem weltweit bekannten und renommierten deutschen Hersteller von ballistischen Helmen BUSCH PROtective den Medienbeschuss eines Helmes sowie Visieres. Trotz eines Beschusses aus rund zehn Metern Entfernung hielten sowohl Helm als auch Visier stand.
Wie wichtig und richtig solche Helme bei der Polizei sind, zeigte sich nur wenige Tage später bei einem Einsatz in Konstanz. Der 34-jährige kurdische Iraker Rozaba S. erschoss am Sonntagmorgen einen 50-jährigen Türsteher mit einer vollautomatischen Kriegswaffe und verletzte zwei weitere Personen schwer. Der Täter wurde auf dem Parkplatz von anrückenden Polizeibeamten gestellt und beim folgenden Schusswechsel trifft der 34-Jährige einen Beamten von ihnen am Kopf; da der Polizist die komplette Amok-Schutzkleidung samt Helm trug, erleidet er keine lebensgefährlichen Verletzungen. Der Täter wird von einer Polizeikugel schwer verletzt und stirbt kurze Zeit später im Krankenhaus.
Vermutlich nur durch den ballistischen Titanhelm kommt der Polizist mit dem Leben davon. „Abstrakte Lagen und Gefahren die sonst wo stattfinden, haben uns schneller eingeholt als es uns lieb war„, erklärte Thomas Krense – Leiter Stab LKA M-V – auch mit Blick auf den Anti-Terror Einsatz am Mittwochmorgen in Güstrow.
Rheinmetall Defence präsentiert Breaching-Munition
Welche Feuerkraft die neu entwickelte Breaching Munition von Rheinmetall Defence hat, zeigte das Unternehmen eindrucksvoll am Montag.
Die 40 mm Patronen mit 50 oder 100 Gramm Sprengladung eigenen sich zum Öffnen auch von schweren Feuerschutztüren aus der Distanz und sind mit allen gängigen 40 mm LV-Granatwerfern und -Gewehrzusatzläufen kompatibel.
Vielseitige Workshops und Special Night Shooting
Nach den ersten eindrucksvollen Präsentationen und Beschusstests starteten wie gewohnt die diversen Workshops für die SFW Teilnehmer mit einem breit gefächerten Weiterbildungsangebot. Durch die taktische Schießfortbildung soll den Polizisten neue Impulse für die eigene Aus- und Fortbildung und deren Methodik gegeben werden. Hinzu kommt der Umgang mit nicht alltäglichen Waffen sowie Führungs- und Einsatzmitteln, die beherrscht werden sollten. So zeigte Sig Sauer gemeinsam mit Command Master Chief der US Navy Seals a.D, Steve „Matu“ Matulewicz ein Trainingsmodel zur schnelleren Zielerfassung in unübersichtlichen Situationen sowohl mit Kurz- und Langwaffe. Es soll Polizei und Militär Schießtrainer über die eigenständige Entwicklung von interaktiven Trainingsszenarien informieren, welche durch die UTM Trainingsmunition möglich sind. Selbstverteidigungsexperte Florian Lahner – Lahner Academy – gab in seinem Kurs „Schusswaffen in der extremen Nahdistanz und am Boden“ zum einen wertvolle Tipps was das Ziehen und Schießen am Boden angeht sowie welche Besonderheiten zu beachten sind.
Außerdem gab es in den diesjährigen Weiterbildungskursen u. a. folgende Themengebiete:
- Mobile Lagen, Carshooting mit Kurz- und Langwaffen
- verschiedene Anschlagsarten Langwaffe innerhalb und außerhalb des Kfz
- Schießtraining für Geschwindigkeit und Präzision (Speed & Precision)
- Umgang mit halbautomatischen Präzisionsgewehren auf unterschiedliche Distanzen bis 300m
- Taktische Nutzung des Zielfernrohres in Verbindung mit der halbautomatischen Langwaffe HK 416 Waffe
- Vorrück Techniken / Ausweichen nach hinten
- Ausweichen mit Verwundeten / Bergung
- effektive Verteidigung ohne Waffe
- Schnelle und effektive Drills
- Team Taktiken Single Man Taktiken
- Taktisches Einsatztraining mit dem Schild Kurz- und Langwaffe
- Einsatztaktische Notfallmedizin (u. a. Tourniquets-Drills, Transport- und Evakuierungstechniken inkl. Einbeziehung einer Schutzperson und über längere Wegstrecken)
- Absuchen von Räumlichkeiten unter Low-Light Bedingungen
verschiedene taktische Abseilvarianten und deren Besonderheiten
Mit theoretischen Präsentationen zur Anwendung von Nachtsichtgeräten, Nachtsichtbrillen, IR- und optische Laser sowie kurzen Fachvorträgen zur Trainingsmunition der Firma RUAG ging am späten Montagabend der erste Special Forces Workshop Tag zu Ende.
Innenminister Caffier besucht Workshop
Bei widrigen Wetterverhältnissen wurde hochkonzentriert und motiviert auch der zweite Workshop-Tag abgearbeitet. Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Lorenz Caffier (CDU) besuchte trotz Starkregens dass Event und informierte sich ausführlich. „Unser Minister hat es bei dem Wetter ganz sportlich gesehen und kam trotz des Regens und Urlaub beim SFW vorbei um sich erneut selbst ein Bild von der Professionalität des Workshops von Frank Thiel zu machen„, erklärte der SE-Leiter des LKA M-V Lutz Müller: „Die Sommerschuhe sahen nicht mehr ganz so gut aus für den nachfolgenden Termin, aber damit kann er umgehen und ließ für alle Beteiligten ganz herzliche Grüße da.“ Lorenz Caffier ist seit November 2006 im Amt und damit Dienstältester Innenminister im Land Mecklenburg-Vorpommern. Er war u. a. Verantwortlicher für die Sicherheit des Weltwirtschaftsgipfels 2007 in Heiligendamm.
„Der SFW ist Beleg dafür, was aus einer Idee werden kann, wenn man ein Ziel konsequent verfolgt. Insbesondere die Mischung aus Vermittlung von anspruchsvollen Inhalten, Informationen, Erfahrungsaustausch sowie Vergleichswettkampf machen den Special Forces Workshop zu einer exklusiven Veranstaltung. Die Qualität der Workshops spiegelt sich auch in dem enormen Zulauf wieder und bringt Frank Thiel und sein Organisationsteam jedes Jahr an ihre Grenzen„, zog Caffier als Fazit.
Im Jahr 2008 war während einer Fortbildung des Spezialeinsatzkommandos M-V im Zusammenwirken mit Thiel die Idee herangewachsen, Ausbilder polizeilicher Spezialeinheiten zu einem praktischen Erfahrungs- und Gedankenaustausch zu versammeln.
Cobra gewinnt SE-Vergleichswettkampf
Was an den ersten beiden Tagen erarbeitet wurde, galt es am letzten Tag beim leistungsorientierten Vergleichswettkampf an sechs verschiedenen Stages und einer Extra-Challenge zu beweisen und umzusetzen. In den Stages unterteilten sich die Übungen in Einzel- und Teamwertungen, die mit der Kurzwaffe, Maschinenpistole oder dem Präzisionsgewehr absolviert werden mussten. Dabei zeichneten sich die unterschiedlichen taktischen Vorgehensweisen einiger Einheiten ab, was im Nachgang für Fachsimpeln sorgte.
Der schon traditionelle Hindernisparcours der Extra-Challenge bildete den Höhepunkt des Wettkampfes. Dieser forderte den Teilnehmern nicht nur das treffsichere Schießen mit Kurz- und Langwaffen ab, sondern auch die Kommunikation.
Den Gesamtsieg in der Teamwertung SE holte sich mit 4678,03 Punkten das EKO Cobra aus Österreich vor dem Team des KSK (4118,33 Punkte). Die Bronzemedaille mit 3878,53 Punkten ging an die Interventionseinheit Luchs aus der Schweiz. Dicht gefolgt von den Einheiten der BW Reserve Calw (3681,63), der Züricher IE Skorpion (3635,85) und dem MEK Augsburg (3634,63). Mit nur wenigen Punkten Abstand folgten u. a. die Teams der Spezialeinsatzkommandos aus Münster, Bremen, Sachsen-Anhalt, Frankfurt, München und Bielefeld.
Abgerundet wurden der Abend und gleichzeitig der Abschluss des 9. SFW mit einer kleinen Feier samt gemeinsamen Abendessen. Neben Fortbildungen und Wettkampf schweißt auch der kameradschaftliche Austausch die Gemeinschaft der Teilnehmer enger zusammen und viele freuen sich schon jetzt auf die 10. Special Forces Workshop Jubiläums-Ausgabe im kommenden Jahr.
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