Vor genau vier Jahren der „missglückte“ SEK-Einsatz in Köln, bei dem SE-Kräfte mehr als 100 Schuss auf ein Fahrzeug abgaben, um es zu stoppen. Der Fahrer und damalige Beschuldigte verklagt nun das Land NRW.
Jetzt gibt es erneut öffentliche Vorwürfe gegen eine Einheit des SEK, nachdem Medien gestern über eine initiierte Höhenübung berichteten, die in Wahrheit ein „Fotoshooting“ gewesen sein soll. Bislang noch nicht offiziell bestätigt, soll nun heute ein SET des SEK vom Dienst freigestellt worden sein, nachdem Mobbingvorwürfe bekannt wurden.
Im August 2014 kam es rund um die Kölner Severinbrücke zu einem spektakulärem Polizeieinsatz, der von Spaziergängern fotografiert wurde. Fünf Angehörige aus der Führungsebene des SEK waren auf einen 80 Meter hohen Pylon der Brücke ohne Helme und Absicherung geklettert, wie das Foto eines Spaziergängers zeigte. Umkreist wurden sie von einem Polizeihubschrauber des Typ Bölkow BK 117, wovon die Polizei NRW insgesamt fünf Stück im Bestand hat. Dazu kommen zwei Hubschrauber vom Typ Eurocopter EC 155, die beim Transport von Spezialeinheiten zum Einsatz kommen. Sie können im Bedarfsfall bis zu acht ausgerüstete Einsatzkräfte transportieren. Eine Abgleitvorrichtung ermöglicht es, die SE-Kräfte in unmittelbarer Nähe eines Einsatzortes abzusetzen.
Hingegen sind die Bölkow BK 117 mit hochempfindlichen Überwachungsgeräten wie Wärmebild- und Videokameras ausgestattet. Sie bilden als Alarmhubschrauber – im Polizeijargon „Hummel“ – das Rückgrat der Staffel und kommen auch zum Nachteinsatz. Außerdem sind sie sehr gut als Einsatzmittel bei einer Geiselnahme oder Erpressung, Entführung, einer Fahndung nach einem Raubüberfall oder um nach Vermissten in unwegsamem Gelände zu suchen. Die nordrhein-westfälische Polizeifliegerstaffel befindet sich mit ihren Fluggeräten am Düsseldorfer Flughafen und am Flughafen Dortmund. Aktuell (Stand: 09/2014) hat die Fliegerstaffel 67 Mitarbeiter, davon 36 Piloten und acht Operator.
Da bei der angeblichen Höhenübung nun genau der Alarmhubschrauber BK 117 mit auf dem Foto zu sehen ist, statt der bei solchen Übungen von Spezialeinheiten genutzte Eurocopter, warf erste Fragen auf. Ebenso, wieso die Kräfte ohne jegliche Schutzausrüstung in 80 Metern Höhe standen und die Tatsache, dass es sich nur um Führungskräfte handelte. Dieses ist bei solchen Übungen – um gegen Höhenangst zu trainieren – jedoch nicht ungewöhnlich.
Der Spaziergänger schickte das Foto an eine Lokalzeitung, die daraufhin im August bei der Pressestelle der Polizei anfragte, um was für eine Übung es sich gehandelt habe. Dort wurde von einer Höhenübung berichtet.
Wie sich nun herausstellte, soll es sich jedoch um ein privates Fotoshooting für ein Abschiedsfoto des ehemaligen Leiters des Kölner Spezialeinsatzkommandos gehandelt haben. Dieser, sein Nachfolger, zwei weitere Führungskräfte sowie ein weiterer Polizist der Führungsstelle sollen auf den Pylon geklettert sein.
Kölns Polizeipräsident Wolfgang Albers ging damals von einer regulären Übung des SEK aus. Nach den Vorwürfen, die Höhenübung sei nur für den Zweck eines Abschiedsfotos initiiert, hat der Polizeipräsident unmittelbar reagiert und Verwaltungsermittlungen angeordnet. Der Vertreter des Polizeipräsidenten kommt in seinem Ergebnisbericht zu dem Schluss, dass die Vorwürfe zurzeit nicht ausgeräumt werden können.
Auch die Staatsanwaltschaft Köln prüft nunmehr auf Basis dieser Erkenntnisse die strafrechtliche Relevanz der Vorwürfe. Auch NRW-Innenminister Ralf Jäger hat nun einen „umfassenden Bericht“ vom Polizeipräsidenten angefordert. „Wir sind uns sicher, dass Herr Albers als Polizeipräsident den Sachverhalt aufklären wird“, sagte ein Sprecher des Innenministeriums.
Einheit des SEK vom Dienst freigestellt
Sei es mit diesen Vorwürfen noch nicht genug, berichten heute erneut Medien, dass ein Kommando des SEK Köln vom Dienst mit sofortiger Wirkung freigestellt wurde, da es innerhalb des Teams Mobbingvorwürfe eines Mitglieds gibt. Eine offizielle Stellungnahme gab die Polizei Köln noch nicht ab.