Welche TASER Modelle gibt es?
Bei den Spezialeinheiten der deutschen Polizei werden aktuell die Geräte TASER Int. Model X26, oder TASER Int. Model TASER X2 sowie der Typ 4 Advanced TASER X26 getestet und eingesetzt. Auf eine detailierte Aufschlüsselung von Anzahl und Typ verzichtet die Redaktion aus einsatztaktitischen Gründen bewusst.
In Amerika testen Einsatzkräfte bereits seit einigen Jahren auch den TASER X3
In welchen Fällen wäre ein TASER ggf. sinnvoll gewesen?
Dazu gibt es dutzende Fälle: Besonders im August 2015 machten zwei Polizeieinsätze Schlagzeilen, als Beamte zur Schusswaffe greifen mussten, da zuvor Pfefferspray keinerlei – bis kaum Wirkung zeigte.
Wir zeigen fünf Beispiele: (Pfeile anklicken zum durchscrollen)
Rostock, 21. August 2015:
Polizeibeamte schießen auf Messerangreifer
Ein psychisch kranker Mann war im Stadtteil Biestow so in Rage geraten, dass er von der Polizei nur noch durch Schüsse gestoppt werden konnte. Zuvor hatte er in seiner Wohnung bereits seine Freundin mit mehreren Messern angegriffen und niedergestochen, auch deren Tochter verletzte er. Danach rief er die Polizei, gestand seine Tat und bat um eine Festnahme.
Diese ließ er jedoch nicht zu. Der hinzugerufene Notarzt traute sich nicht, zu der Frau zu gehen und zu versorgen, da der Mann jeden angriff, der sich ihm näherte. Auch die alarmierte Polizei konnte nichts ausrichten. Sie forderte ihn mehrmals auf, die Messer niederzulegen und verwendete Pfefferspray, um den Mann zu stoppen.
Doch der Mann ging auch die Einsatzkräfte mit dem Messer los, so dass die Polizei sich gezwungen sah, auf den Mann zu schießen. Er wurde schwer verletzt.
Oberhausen, 05. August 2015:
Polizei erschießt Angreifer in Notwehr
Am Morgen des 05.08.2015 gegen 3 Uhr mussten Beamte der Polizei Oberhausen einen Messerangreifer aus Notwehr erschießen.
Ein 39-jähriger Mann war in der Hauptwache auf ein wartendes Pärchen (19/21) gestoßen. Es kam zum Streit. In dessen Verlauf zog der 39-Jährige ein Messer und stach mehrfach auf den 21-Jährigen ein.
Als Polizeibeamte den Mann aufforderten, seine Waffe fallen zu lassen, ging er auch auf die Polizisten los. In Notwehr zog einer der Beamten seine Waffe und feuerte mehrere Schüssen auf den bewaffneten 39-Jährigen ab.
Reanimationsversuche durch den sofort eintreffenden Notarzt blieben jedoch erfolglos. Der Angreifer starb noch im Foyer der Polizeiwache.
Leverkusen, 31. Juli 2015:
Polizisten mit Messer bedroht – Warnschuss
Nach einem Raubüberfall auf einen Lebensmittelmarkt richtete der Tatverdächtige drohend sein Messer auf kurze Distanz auf eine eintreffende Streifenwagenbesatzung sowie weitere Passanten. Mehrfach laut und deutlich vorgebrachte Aufforderungen, das Messer abzulegen, ignorierte der Verdächtige.
Gegen ihn daraufhin eingesetztes Pfefferspray zeigte zunächst kaum Wirkung. Stattdessen ging der Mann einige Male langsam mit erhobenem Messer mehrere Schritte auf die Beamten zu. Nach mehrfacher Androhung des Schusswaffengebrauchs gab eine Polizistin einen Warnschuss steil in die Luft ab. Hierdurch wurde niemand verletzt. In der Folge drückte sich der 54-Jährige zeitweise die Messerspitze unter sein Kinn. Erneut eingesetztes Pfefferspray veranlasste den Tatverdächtigen dann, die Augen zu schließen und das erhobene Messer abzusenken. Ein Beamter schlug ihm seine Waffe mit dem Einsatzmehrzweckstock aus der Hand. Der nun Entwaffnete wurde daraufhin zu Boden gebracht und gefesselt. Hiergegen leistete er heftigen Widerstand.
Berlin, 28. Juni 2013:
Polizist erschießt nackten Mann im Neptunbrunnen
Vor dem Roten Rathaus in Berlin unweit des belebten Alexanderplatzes kommt es zu einem Polizeieinsatz mit tragischem Ausgang. Im Neptunbrunnen steht ein nackter Mann, der sich mit einem Messer selbst verletzt. Als die Beamten versuchen, ihn davon abzuhalten, bedroht er sie mit dem Messer. Einer der Polizisten schießt, der Mann kommt ums Leben.
Die Staatsanwaltschaft Berlin stellt später fest Notwehr.
Berlin, 05. Oktober 2012:
Polizeibeamte schießen auf Angreifer mit Axt und Messern
Polizeibeamte setzen ihre Schusswaffen gegen einen mit Axt und Messern bewaffneten Mann ein. Die Polizei wurde zur Antwerpener- Ecke Brüsseler Straße gerufen, da dort durch Passanten ein bewaffneter Mann gesehen wurde. Als die Funkstreifenbesatzung gegen 14.20 Uhr in der Antwerpener Straße eintraf, stießen sie dort auf einen mit zwei Messern und einer Axt bewaffneten Mann, der sie damit unvermittelt bedrohte. Mehrfachen Aufforderungen, die Waffen niederzulegen, kam er nicht nach.
Die beiden Polizisten versuchten durch den Einsatz der Schusswaffen den Angreifenden zu stoppen und zur Aufgabe zu bringen. Selbst nach mehreren Schüssen, die ihn getroffen hatten, ließ er nicht von den Messern ab. Er konnte erst durch hinzugekommene Beamte, durch Pfefferspray- und Schlagstockeinsatz sowie durch einen Polizeihund überwältigt werden.
Der 50-jährige Verletzte wurde in ein Krankenhaus gebracht und notoperiert. Für ihn bestand danach keine Lebensgefahr mehr.
Jedoch verstarb der Mann am 18.10.2012 im Krankenhaus, was auf einen durch Alkoholmissbrauch verursachten Leberschaden zurückzuführen ist.
Die oben gezeigten Einsätze sind nur fünf Beispiele, wo der mögliche Einsatz eines Tasers erheblich schneller und schonender zum Überwältigen des polizeilichen Gegenübers geführt hätte.
Und was sagen die SEKs die den TASER bereits nutzen?
Da die Elektroimpulsgeräte der Firma TASER International derzeit nur bei den deutschen Spezialeinheiten der Polizei, wie den Spezialeinsatzkommandos (SEK), Mobilen Einsatzkommandos (MEK), der ZUZ – Zentrale Unterstützungsgruppe Zoll, als auch künftig bei der GSG 9 der Bundespolizei in allen Bundesländern verwendet werden, fragten wir nach. Was sagen Kommandoangehörige in Deutschland, die bereits seit mehr als 15 Jahren das Gerät verwenden:
Chris* (*Name durch die Redaktion geändert) Mitglied eines SEKs in NRW: „Es ist ein probates Mittel, um auf bestimmte Distanz Angriffs-oder Handlungsunfähigkeit zu erzielen, ohne von der Schusswaffe in dafür geeigneten Situationen Gebrauch machen zu müssen. Besonders bei Einsätzen mit Suizidandrohungen, konnten wir das Gegenüber binnen weniger Sekunden mit dem TASER überwältigen. Der ‚Getaserte‘ hatte meist nie die Gelegenheit gegen uns einzuwirken, so schnell hatte er die Acht dran und die Situation war geklärt. Im warsten Sinne des Wortes ein „umwerfendes Einsatzmittel„.
Und das sagen die Innenresorts
NRW: „Der Einsatz von Elektroimpulsgeräten wird durch die Polizeibeamten der Spezialeinsatzkommandos in NRW positiv bewertet„, so ein Sprecher des MIK NRW bereits am 20. Februar 2014 in einer schriftlichen Anfrage.
Berlin: Der Direktor beim Polizeipräsidenten Berlin und Leiter der Direktion 6 – Michael Knape – monierte in der Zeitschrift „Die Polizei“ (Heft 5/2015, S.135-139), dass eine „taktische und […] rechtliche Lücke des Einsatzes“ zwischen Pfefferspray, Schlagstock und Schusswaffe bei den Einsatzkräften des Streifendienstes geschlossen werden müsse.
Staatssekretär Bernd Krömer aus der Berliner Senatsverwaltung für Inneres und Sport gab dazu als schriftliche Antwort im Juni 2015: „Ja, insbesondere in Fällen von durch Drogen hervorgerufener Schmerzunempfindlichkeit, durch die der Einsatz von Pfefferspray oder einem Schlagstock nicht den notwendigen Effekt hervorrufen, kann ein Distanz-Elektroimpulsgerät das mildere Mittel gegenüber einem Schusswaffeneinsatz sein.“
Im Übrigen beauftragte der Arbeitskreis II „Innere Sicherheit“ der Innenministerkonferenz (IMK), der sich regelmäßig mit der Thematik befasst, die Deutsche Hochschule der Polizei (DHPol) unter Beteiligung der Länder damit, Erfahrungen zum Einsatz mit Distanz-Elektroimpulsgeräten auszuwerten. Wie bereits erwähnt, spricht das Pti der DHPol in Münster von einer 85-prozentigen Erfolgsquote.
Die Landesregierung NRW – und auch die meisten Kritiker eines TASERS – führen jedoch immer wieder die beiden selben Gegenargumente gegen die nicht-letale Waffe an:
„Erstens müssten alle Beamten fortgebildet werden, bevor sie einen TASER nutzen und zweitens sei kein Platz mehr am Gürtel der Uniform.“
LESEN SIE AUF SEITE 3: „Die 5 größten Mythen rund um den TASER“ | „Fazit: Der TASER im Polizeialltag als Einsatzmittel“