Kiel – Wie das Landeskriminalamt und die Staatsanwaltschaft Schleswig-Holstein mitteilen durchsuchten am heutigen Donnerstag (24.05.2012) in den frühen Morgenstunden zeitgleich etwa 1.200 Polizeibeamte 89 Objekte im Großraum Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Hamburg. Intensive Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Kiel und des Landeskriminalamtes Schleswig-Holstein gegen Mitglieder des am 31.01.2012 verbotenen Hells Angels MC Charter Kiel führten zu den heutigen Durchsuchungsmaßnahmen. Durchsucht wurden Bordelle, Gaststätten und Wohnungen. Im Kieler Rotlichtmilieu sperrte die Polizei eine komplette Straße mit Bordellen, Spielhallen und Kneipen ab. Um 05:00 Uhr begannen dort Spezialkräfte mit Durchsuchungen. „Wir mussten einige Türen aufbrechen und eine Scheibe zerschlagen, sind aber auf keinen Widerstand gestoßen und es hat auch keine Verletzten gegeben“, sagte ein Polizeisprecher am Einsatzort. Zu den Polizeikräften zählten 400 Spezialeinsatzkräfte der Länder sowie die GSG 9 der Bundespolizei. Damit ist dies der größte Einsatz der Landespolizei SH in einem Ermittlungskomplex.
Auch um 05:00 Uhr drangen Beamte der GSG 9 der Bundespolizei in das Anwesen von „Hells Angels Chef“ Frank Hanebuth in Bissendorf in der Gemeinde Wedemark (Region Hannover) ein. Dabei sollen sich laut Augenzeugen einige Beamte auch von einem Hubschrauber abgeseilt haben um auf das umzäunte Gelände zu gelangen. Weitere Spezialkräfte brachen das Einfahrtstor auf und verschafften sich Zugang. Dabei wurde ein Hund des Hells Angels Anführers erschossen.
[slideshow id=83]Wie die Polizei am Nachmittag mitteilte, sind fünf führende Mitglieder des in Kiel verbotenen Clubs der „Hells Angels“ verhaftet worden. Gegen zwei weitere Mitglieder des Chapters, die bereits im Gefängnis sitzen, ergingen weitere Haftbefehle. Die Vorwürfe: Menschenhandel, Korruption, Körperverletzung und Waffenhandel – auch mit Rechtsradikalen.
Die Kieler Staatsanwaltschaft wirft Hanebuth vor, von Delikten in Kiel gewusst oder in sie sogar verwickelt zu sein. Hanebuth’s Anwalt, Götz von Fromberg äußerte sich gegenüber des NDR: „Es gibt nichts zu verbergen. Sein Mandant würde nur in Verbindung mit Kiel gebracht, da er der Hells Angels Chef aus Hannover sei.“
In einer Lagerhalle in Altenholz durchsucht die Polizei auch noch zur Stunde mit Spürhunden weiter. In der Lagerhalle wird ein seit zwei Jahren vermisster 47-jähriger Türke aus Kiel-Gaarden vermutet, wie ein Polizeisprecher bestätigt. Die vor zwei Jahren gebaute Lagerhalle soll von den Hells Angels als möglicher Treffpunkt, sowie Lagerraum genutzt worden sein. Die Polizei ist zuversichtlich den Vermissten, möglicherweise im Fundament, zu finden.
Insgesamt führt die Staatsanwaltschaft 194 Ermittlungsverfahren gegen 69 Beschuldigte. Ein Mitarbeiter des Justizvollzugsdienstes, einer der Stadt Kiel und ein Polizist sollen gegen Geld Informationen an „Hells Angels“ in Kiel herausgegeben haben.
Anlässlich der durchgeführten Maßnahmen konnten zahlreiche Beweismittel beschlagnahmt werden. Die Auswertung dauert an.
Bis heute, 15.00 Uhr, wurden 50 Prozent der Asservate erfasst. Dazu zählen:
- 1 Gewehr
- 1 Maschinenpistole
- 7 Handfeuerwaffen
- Ca. 900 Patronen
- 25 Messer
- 3 Macheten
- 7 Notebooks
- 5 PC
- 29 Handys
Die weiteren Ermittlungen von LKA und Staatsanwaltschaft dauern an.
Video via YouTube | NDR