Minden – Nach der mysteriösen Schussverletzung eines 30-jährigen Mannes am Freitagabend in Minden hat die Polizei noch in der Nacht einen Verdächtigen festgenommen. Nur wenige Stunden nachdem der Verletzte im Klinikum operiert worden war, überwältige ein Spezialeinsatzkommando (SEK) einen 28-jährigen Mindener in einem Haus an der Friedrichstraße. Gegen ihn besteht der Verdacht eines versuchten Tötungsdeliktes.
Wie bereits berichtet, war der aus Uchte (Kreis Nienburg) stammende 30-Jährige von den Rettungskräften auf der Kampstraße mit einer Schussverletzung angetroffen worden. Auf Grund einer Notoperation konnte das Opfer der Polizei keine näheren Angaben zu den Geschehnissen machen. Nach Hinweisen und weiteren Ermittlungen kam als möglicher Tatort ein Mehrfamilienhaus am Königswall in Höhe des Gerichtszentrums in Betracht. Beamte des SEK Bielefeld durchsuchten daraufhin das mehrgeschossige Gebäude, während weitere Polizeikräfte den Bereich großräumig absperrten. Hinweise auf einen möglichen Täter fanden sich zunächst nicht. Speziell ausgebildete Polizeispürhunde zum Auffinden von Munition, Waffen und Sprengstoff suchten derweil die nähere Umgebung erfolglos nach möglichen Spuren und Hinweisen ab.
Diese ergaben sich erst bei einer genaueren Inaugenscheinnahme einer Wohnung. Hier fanden Kripobeamte Munitionsteile. Außerdem war der 28-jährige Wohnungsinhaber spurlos verschwunden. Was folgte, war eine mehrstündige, intensive Fahndung nach ihm. Schließlich zog sich das Fahndungsnetz immer enger um den Verdächtigen zusammen. Gegen 2.45 Uhr griff dann das SEK an der Friedrichstraße zu. Die Einsatzkräfte überraschten den 28-Jährigen und ließen ihm keine Chance zur Gegenwehr. Wie gefährlich der Zugriff war, zeigte sich unmittelbar nach der Festnahme. Der Verdächtige hatte eine scharfe Waffe bei sich.
Ob es sich dabei um die Tatwaffe handelt, ist noch nicht geklärt. Ebenso unklar sind noch der eigentliche Tathergang sowie dessen Hintergründe. Fest seht jedoch, dass Opfer und mutmaßlicher Täter bereits polizeibekannt sind. Polizeioberrätin Inke Pfeiffer zeigte sich nach dem brisanten Einsatz erleichtert. „Alle in der Nacht eingesetzten Polizisten haben professionell gearbeitet und so den schnellen Fahndungserfolg ermöglicht“, sagte die Einsatzleiterin.
Ob der 28-Jährige Antworten auf die Fragen der Ermittler geben wird, werden die kommenden Vernehmungen zeigen. Vielleicht ist auch eine Anhörung des im Klinikum liegenden Opfers bald möglich. Dem 30-Jährigen geht es den Umständen entsprechend.
Kreispolizeibehörde Minden-Lübbecke
+ + + Update 07.11.2010 + + +
Angeschossener Mann in der Innenstadt: Gemeinsame Presseerklärung
Minden, Bielefeld, Nienburg – Gemeinsame Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Bielefeld, der Mordkommission Bielefeld und der Kreispolizeibehörde Minden-Lübbecke
Wie bereits berichtet wurde am Freitag, 5. November 2010, in der Mindener Innenstadt ein russischstämmiger Staatsangehöriger angeschossen und durch zwei Schüsse schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt. Im Rahmen der Fahndung wurde ein 28-jähriger Mindener durch Spezialeinsatzkräfte (SEK) wegen dringenden Tatverdachtes vorläufig festgenommen und die Tatwaffe sichergestellt. Beide Beteiligten sind offensichtlich dem Drogenmilieu zuzuordnen.
Nach den bisher vorliegenden Aussagen wurde der Schütze zuvor von dem Angeschossenen seiner Barschaft beraubt. Aus Angst vor weiteren Übergriffen auf seine Person hat er dann 2 Schüsse auf seinen Angreifer abgeben. Eine Tötungsabsicht wird von ihm bestritten.
Weil nach dem gegenwärtigen Stand der Ermittlungen nicht ausgeschlossen werden kann, dass die Tat durch Notwehr gerechtfertigt sein könnte, wurde seitens der Staatsanwaltschaft kein Antrag auf Erlass eines Haftbefehls gegen den Schützen gestellt. Dieser wurde am Samstagabend aus dem Polizeigewahrsam entlassen.
Gegen ihn wird außerdem weiter wegen Verstoßes gegen das Waffen- und Betäubungsmittelgesetz ermittelt.
Kreispolizeibehörde Minden-Lübbecke