Essen/Moers/Niederrhein | Gemeinsam üben für den Ernstfall: Das Zollfahndungsamt Essen und die Feuerwehr Moers trainieren gemeinsam – Kooperation zur Gefahrenabwehr – „Train as you fight“
So oder so ähnlich könnte das Motto der Spezialeinheit (OEZ – Observationseinheit Zoll) des Zollfahndungsamtes Essen und den Rettungskräften der Feuerwehr Moers heißen. Bereits zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit trainierten insbesondere die Rettungskräfte gemeinsam den Rettungseinsatz in einer laufenden Gefahrenlage unter unerwartetem Schusswaffengebrauch.
Ein grauer Morgen auf einem verlassenen Bundeswehrgelände irgendwo am Niederrhein. Reifen quietschen, Schüsse fallen, Beamte rufen laut Kommandos wie „Halt Zoll“ „Bleiben Sie stehen…“. Ein Täter kann überwältigt werden. Aber dann auch Schmerzensschreie. Einer der Einsatzbeamten wurde angeschossen. Ein bewaffneten Täter ist weiterhin flüchtig. So oder so ähnlich kann ein Übungsszenario aussehen. Ob die Täter dabei Schmuggler oder Entführer sind, spielt nur eine untergeordnete Rolle. Die Feuerwehr bestätigt, dass sie in der jüngeren Vergangenheit immer häufiger zu Situationen gerufen wird, die für die Rettungsbeamten gefährlich war. In zwei Fällen weiß der Einsatzleiter davon zu berichten, dass Verletzte sogar noch im Besitz von Schusswaffen gewesen seien und diese während der Versorgung gezogen hätten.
Der verletzte Beamte liegt blutend in der vermeintlichen Schusslinie. Was ist zu tun? Zwei Zollfahnder, als Ersthelfer und Rettungssanitäter geschult, bergen den Verletzten aus der gefährlichen Situation. Die übrigen Kollegen sichern die Situation. Der alarmierte Rettungswagen und der Notarzt nähern sich mit Sirene und Blaulicht dem Einsatzort. Nun ist die exakte Kommunikation zwischen Zoll- und Rettungskräften gefragt. Wohin können die Rettungskräfte gelotst werden, ohne sich in Gefahr zu begeben, aber trotzdem schnellstmöglich den oder die Verletzten zu versorgen. Die Einsatzleiter von Zoll und Feuerwehr haben alle Hände voll zu tun. Auch der angeforderte Rettungshubschrauber nähert sich. Der Pilot muss gebrieft werden, um zu entscheiden, ob und wo er landen kann, ebenfalls ohne sich oder andere zu gefährden.
Es kommt wieder Bewegung in die Lage. Der flüchtige bewaffnete Täter bewegt sich aus seinem Versteck und zielt auf die Beamten. Neue Beurteilung der Lage ist gefragt. Hat die Entscheidung bestand, den Rettungswagen auf die Rückseite des Gebäudes zu lenken? In Sekundenschnelle haben die verantwortlichen Beamten die Lage zu übersehen, zu analysieren und richtige, lebensrettende Entscheidungen zu treffen.
Kurz darauf können die Rettungskräfte an die Arbeit. Sie eilen aus den Fahrzeugen zum erstversorgten Verletzten und arbeiten dann in einer bewundernswerten Ruhe und Routine ihre Handgriffe ab. Fachmännisch nehmen die Rettungssanitäter aus Moers gemeinsam mit den Ersthelfern der Zollfahndung den Verletzten, der bereits in einer Wärmedecke eingehüllt in
einer provisorischen Tragevorrichtung liegt, den Mann auf und befördern ihn auf die rollbare Trage in den Rettungswagen. Weitere Versorgung im voll ausgestatteten Krankentransporter. Auch der Rückweg zum Krankenhaus aus der Gefahrensituation will wohl bedacht sein. Weit genug abseits der Gefahrenlage entfernt sich der RTW aus der Schusslinie.
Zur Unterstützung könnten sich jetzt möglicherweise noch Kräfte der lokalen Polizei nähern. Auch hier müsste Koordination hergestellt werden.
Nicht zuletzt dank des guten Ausbildungsstandes und der digitalen Kommunikationseinrichtungen können endlich alle beteiligten Sicherheitskräfte untereinander kommunizieren und den Einsatz professionell und erfolgreich beenden.
Nach Abschluss der Übung kommen alle noch einmal zusammen. Konstruktive Manöverkritik. Wie ist es gelaufen? Was könnten wir verbessern? – Lessons learnt, ja, aber in 30 Minuten geht es weiter. Das was gut war soll sich bei den Zollfahndern und Rettungskräften setzen, das was verbesserungsfähig ist, soll unmittelbar trainiert werden.
Bundesweit werden solche „besonderen Einsatzlagen“, hinter denen sich die unterschiedlichsten Szenarien von Kriminalität bis Terrorverdacht verbergen können, von Sicherheits- und Rettungskräften gemeinsam trainiert. „Train as you fight“ – In vielen Einsätzen geht alles ganz schnell. Es kommt dann oft auf die schnelle Kommunikation, die richtige Entscheidung und den sicheren Umgang mit den Gerätschaften unter Stress an. Gerade dann muss jeder Handgriff sitzen.
„Kooperation zur Gefahrenabwehr, ein wichtiges, aktuelles Thema, auch für die Zollverwaltung als Teil der Sicherheitsarchitektur„, so die Sprecherin des Zollfahndungsamtes Essen, Ruth Haliti.
Die Fortführung derartiger Übungsszenarien, auch unter Einbeziehung der Polizei, ist seitens des Zollfahndungsamtes Essen geplant.