München | Am heutigen Sonntag gegen 18.15 Uhr, wurde von Kräften des Spezialeinsatzkommandos (SEK) eine Wohnung im Münchner Stadtteil Laim auf Anordnung der Staatsanwaltschaft München I betreten. In der Wohnung wurde ein 16-jähriger Afghane festgenommen.
Bei der Person handelt es sich um einen Jugendlichen, der in einer freundschaftlichen Beziehung zu dem toten 18-jährigen deutsch-iranischen Amokschützen stand.
Der 16-Jährige meldete sich bereits am Freitag unmittelbar nach dem Amoklauf bei der Polizei und wurde in Bezug auf seine Beziehung zum Täter vernommen.
Die durchgeführten kriminalpolizeilichen Ermittlungen deckten im Verlauf des heutigen Tages jedoch Widersprüche in seinen Aussagen auf. Es besteht der Verdacht, dass der 16-jährige ein möglicher Mitwisser der Tat ist. Die Münchner Kriminalpolizei ermittelt aus diesem Grund gegen den Jugendlichen wegen des Verdachts der Nichtanzeige einer geplanten Straftat nach § 138 StGB.
Inwieweit die festgenommene Person für einen Facebook-Aufruf zu einem Treffen in einem Kinokomplex in der Nähe des Münchner Hauptbahnhofes verantwortlich ist, müssen die weiteren kriminalistischen Ermittlungen ergeben.
„Die Polizei München stellt klar, dass wir mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln gegen sogenannte Trittbrettfahrer vorgehen und warnt vor weiteren Nachahmungstaten. Es werden dadurch Menschen gefährdet und polizeiliche Maßnahmen erzwungen, die dem Verursacher in voller Höhe in Rechnung gestellt werden.“
Die umfangreichen Ermittlungen zu dem Amoklauf von München werden von der Sonderkommission OEZ geführt.
Nach den ersten Erkenntnissen war der 18-Jährige Deutsch-Iraner seit längerem in ärztlicher Behandlung. Unter anderem befand er sich von Juli bis September 2015 stationär in einem Krankenhaus in einer kinder- und jugendpsychatrischen Behandlung. Ein letzter ärztlicher Kontakt konnte im Juni 2016 festgestellt werden. Dies belegen auch gefundene ärztliche Unterlagen und Medikamente.
Zur Herkunft der verwendeten Handfeuerwaffe Glock 17 konnten bisher Hinweise auf einen Chatverlauf im Darknet gefunden werden, hier sind noch weitere umfangreiche Ermittlungen notwendig. Außerdem wurden Hinweise gefunden, dass der 18-Jährige in starkem Maße sog. „Ego-Shooter“ spielte. Am Tatort konnten 58 tatrelevante Hülsen sichergestellt werden. 57 davon stammen aus der verwendeten Handfeuerwaffe. Eine am Tatort sichergestellte Hülse stammt zweifelsfrei aus einer Polizeiwaffe.
Es ergeben sich keinerlei weiteren Hinweise auf die von Zeugen wahrgenommenen Langwaffen oder weitere Täter. Damit ist jetzt belegt, dass es sich bei der Tatausführung um einen Einzeltäter handelte.
Er erstellte außerdem einen Account bei dem Sozialen Dienst Facebook, bei dem er den Namen einer real existierenden Frau übernahm und Fotos von deren Account kopierte.
Die Eltern des 18-Jährigen sind weiterhin noch nicht vernehmungsfähig. Deshalb konnten Fragen, ob hier die Vorbereitungshandlungen, wie z.B. der Waffenkauf, bemerkt wurden, noch nicht geklärt werden.
Bei den Opfern handelt es sich um sechs männliche Personen und drei weibliche Personen. Es kamen sechs Jugendliche, ein Heranwachsender und zwei Erwachsene ums Leben. Die Opfer hatten folgende Staatsangehörigkeiten: Ungarisch, deutsch-türkisch, deutsch, türkisch, kosovarisch, griechisch und staatenlos. Bisher sind den Ermittlungsbehörden 35 Verletzte des Amoklaufes bekannt, davon sind zehn Personen schwer verletzt, davon vier mit Schussverletzungen.
Die weiteren Ermittlungen werden von der Staatsanwaltschaft München I und dem Bayerischen Landeskriminalamt, Sonderkommission (SOKO) OEZ mit einer momentanen Personalstärke von mehr als 70 Beamten geführt.