Wie die Polizei in Ingolstadt mitteilt ist die Geiselnahme im Alten Rathaus nach rund acht Stunden unblutig beendet. Seit den frühen Morgenstunden hatte ein 24-jähriger – unter anderem wegen Nachstellung und Körperverletzung – vorbestrafter Mann mehrere Geiseln in seiner Gewalt. Unter den Geiseln war auch der dritte Bürgermeister Ingolstadts Sepp Mißlbeck (Freie Wähler). Er konnte gegen 14:02 Uhr das Rathaus verlassen und wurde durch Polizeibeamte eines Spezialeinsatzkommandos (SEK) in Sicherheit gebracht. Als Motiv des 24-Jährigen scheint eine Frau zu sein. Der Beschuldigte habe längere Zeit einer Rathausmitarbeiterin nachgestellt und sei zuletzt in der Danuvius-Klinik in der Ingolstädter Jahnstraße untergebracht gewesen. Aus der Klinik sei er offenbar entwichen. Bis zum Schluß befand sich der Geislenhmer mit der 25-jährigen Rathausangestellten sowie einem 37 Jährigen in einem Zimmer im Rathaus.
Polizeibeamte eines Spezialeinsatzkommandos (SEK) stürmten
Um 17:32 Uhr hatte sich die Einsatzleitung der Polizei für einen Zugriff entschieden, da sich die Lage im Rathaus offenbar zugespitzt hatte.
Wie auf einer Pressekonferenz beaknnt wurde, wollte man vermeiden, dass der Täter mit der Frau alleine ist. Außerdem habe die Polizei die Äußerungen des Täters zu diesem Zeitpunkt nicht mehr richtig deuten können.
Wie Polizeivizepräsident Günther Gietl sagte, verhandelten die Beamten der Verhandlungsgruppe (VG) zuvor viele Stunden lang mit dem Täter. «Wir haben auf Zeit spielen können und das bewusst genutzt.»
Bei dem SEK Zugriff wurden zwei Schüsse auf den Täter abgegeben, die ihm in Arm und Bein traffen. Er wurde zur Behandlung in ein Krankenhaus gebracht und wird im Laufe des morgigen Tages einem Haftrichter vorgeführt. Die beiden Geiseln werden psychologisch betreut.
Die Polizei war mit insgesamt etwa 200 Beamten im Einsatz sowie etwa 100 Beamte von Feuerwehr und Rettungsdienst. Speziell geschulte Polizeibeamte einer Verhandlungsgruppe (VG) standen permanent mit dem Geiselnehmer in Kontakt und versuchten ihn zur Aufgabe zu bewegen.
Ein geplanter Wahlkampfauftritt der Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) für den Nachmittag in Ingolstadt wurde abgesagt. „Wir möchten das die Polizei sich völlig auf die Geiselnahme konzentrieren kann und es ein friedliches Ende gibt“, so auf Anfrage bei der CDU.
Der 24 Jahre Geiselnehmer war mit einem Messer und einer Schreckschusswaffe des Typs Walther P99 bewaffnet. Zu keiner Zeit sei erkennbar gewesen, dass es sich um eine Täuschung gehalten habe, hieß es auf der Pressekonferenz der Polizei.
Der Ingolstädter Oberbürgermeister Alfred Lehmann (CSU) sagte hingegen über das Motiv des Geiselnehmers: „Er möchte, dass wir einen Bescheid aufheben.“Möglicherweise handele es sich um das Hausverbot“.