Berlin | Erneut holte die Polizei Berlin zu einem Schlag gegen die organisierte Kriminalität aus. Nachdem am vergangen Montag eine großangelgte Razzia gegen mutmaßliche kriminelle arabische Familienclans erfolgte – wir berichteten – so erfolgte am Mittwochabend die nächste Großrazzia.
Gegen 19 Uhr begannen rund 900 Einsatzkräfte von Polizei und Zoll damit 16 Wohn- und Geschäftsräume bundesweit zu durchsuchen. Der Fokus der Aktion lag dabei in Berlin in Deutschlands bekanntesten Großbordell Artemis nahe des Kudamms. Dort überprüften die Ermittler des Zolls allein rund 220 Personen, wie Zollsprecher Michael Kulus am Einsatzort sagte. Wie viele davon als Beschäftigte oder Kunden verkehrten, konnte Kulus am Abend noch nicht genau sagen. „Wir werden nun alle beschäftigten Frauen des Etablissements mit auf unsere Zolldienststelle nehmen und unsere Ermittler werden jede einzelne Person genau befragen.“
Nach eigenen Angaben des Betreibers, hätten die rund 70 – 100 Frauen immer selbstständig in dem rund 3.000qm großen Bordell und Saunaclub gearbeitet. Polizei und Staatsanwaltschaft sehen dieses jedoch anders: Es würden Erkenntnisse vorliegen, dass die Frauen nicht „selbstständig“ in dem Betrieb arbeiteten, sondern strikten Regeln und Dienstplänen ‚unterworfen‘ waren. Somit wären Sozialversicherungsabgaben fällig gewesen. Polizeisprecherin Kerstin Ziesmer sagte am Einsatzort: „Aktuell gehen wir von mehr als 23 Millionen Euro Schaden aus.“
In Berlin vollstreckten die Einsatzkräfte erfolgreich alle sechs ausgestellten Haftbefehle. „Dabei handelt es sich um die Betreiber und weitere Verantwortliche des Bordells„, so Ziesmer. Der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, Martin Steltner sagte: „Es gibt auch Bezüge zum Rockermilieu. Möglicherweise sollen Mitglieder der Hells Angels dort Frauen zur Prostitution gezwungen haben.“
Die Polizei Berlin bestätigte, dass auch Ermittlungen wegen des Verdachts des Menschenhandels laufen, weitere Details aus ermittlungstaktischen Gründen nicht genannt werden können.
SEK Berlin unterstützt bei Razzia
Zu Beginn der Durchsuchungsmaßnahmen untersützten Einsatzkräfte des Spezialeinsatzkommando (SEK) die Ermittler. Polizeisprecher Stefan Redlich erklärte: „Ein Inhaber des Bordells ist legal im Besitz einer Schusswaffe, daher haben wir uns entschlossen Spezialeinsatzkräfte unterstütztend hinzuzuziehen.“
Bis in die Nacht hinein waren die Ermitller damit beschäftigt verdächtige Personen abzuführen, dutzende Unterlagen und Datenträger sicherzustellen und Zeugen zu vernehmen. Während des gesamten Einsatzes war die Halenseestraße zur Autobahn nur in eine Richtung befahrbar, so dass es zu Verkehrsbeeinträchtigungen kam.
Die Ermittlungen, die seit 2015 unter hoher Geheimhaltung laufen, dauern an. Als erstes Fazit sagte Polizeisprecher Stefan Redlich: „Wir sind froh, dass der gesamte Polizeieinsatz völlig ruhig und geordnet ablief und wir die Haftbefehle vollstrecken konnten.“ Ob das Artmis seinen Betrieb in Zukunft weiter führen kann und wird, ließ auch der Sprecher der Staatsanwaltschaft offen.