
Bundesweit – Zu einem erneuten Schlag gegen die Rockerkriminalität holte die Polizei vorgestern abend und heute früh aus. Diesmal konzentriert sich die bundesweite Aktion gegen die Rockervereinigung „Bandidos„. Insgesamt etwa 1.000 Polizeibeamte, darunter die Spezialeinheit der Bundespolizei GSG 9 und mehrere Spezialeinsatzkommandos (SEK), durchsuchen seit den heutigen Morgenstunden insgesamt 74 Objekte von Mitgliedern der Bandidos in Berlin und Brandenburg. Gegen 5 Uhr heute morgen kreiste ein Hubschrauber der Bundespolizei über dem Vereinsheim der Rocker im brandenburgischen Henningsdorf und Polizeibeamte der GSG 9
drangen unter Verwendung von Blendgranaten in die Räume ein. Nach Angaben eines Polizeisprechers wurden im Clubhaus elf Personen angetroffen gegen die allerdings kein Haftbefehl vorlag – unter ihnen auch der Präsident der Rocker Thorsten S. ein ehemaliger Berliner Polizist. Dieser wurde wegen einem brutalen Überfall auf einen prominenten Manager im September 1997 zu sieben Jahren Haft verurteilt. Bereits vor der Tat war Thorsten S. vom Polizeidienst suspendiert.
Polizeieinsatz seit mehr als einen Monat geplant
Ziel der Aktion sei es, gegen den organisierten Drogenhandel und die Bandenkriminalität vorzugehen. Mitgliedern der Rockerbande wird vorgeworfen mit Kokain, Amphetaminen, Marihuana und Schmerzmitteln im großen Stil gehandelt zu haben. Auch wird der Besitz und Handel mit Schusswaffen, sowie zahlreiche Körperverletzungsdelikte vermutet. Sieben Haftbefehle seien vollstreckt worden, so der Polizeisprecher. Auch Drogenspürhunde kamen zum Einsatz. Ein Zusammenhang mit den Durchsuchungen bei den Hells Angels bestehe jedoch nicht.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt bereits seit 2011 gegen das so genannte Chapter „Bandidos del Este“. Nachdem genügend Beweise vorlagen wurden die Haftbefehle und Durchsuchungsbeschlüsse durch einen Richter erlassen. Die Polizei plante mehr als einen Monat den heutigen Großeinsatz unter strengster Geheimhaltung, der bis jetzt erfolgreich verlief. Bereits im Mai verbot Berlins Innensenator Frank Henkel die verfeindete Rockergruppierung „Hells Angels“ in Berlin. Auch dort kam es zu einem großangelegten Polizeieinsatz der im Vorfeld jedoch verraten wurde und für viel Unruhe in der Behörde führte. Die aktuellen Ermittlungen wegen Geheimnisverrats dauern noch an.
Am Dienstagabend drangen SEK-Kräfte und zahlreiche weitere Polizeibeamte bereits zum zweiten Mal in kurzer Zeit in das Vereinsheim der „Hells Angels“ in Potsdam ein. Dort konnten zahlreiche verbotende Gegenstände sichergestellt werden.
Video via Youtube | Aufnahme ntv
Polizei zeigt „Null Toleranz“ mit Rockerkriminalität – SEK Einsatz auch in NRW
Die Polizei betont bundesweit immer wieder das sie keine rechtsfreien Räume duldet und zeigt „Null Toleranz“ im Umgang mit Rockerkriminalität. Auch in NRW gab es großangelegte Durchsuchungsaktionen gegen die Rocker der „Hells Angels„. Bereits am Dienstagabend (05.06.2012) ab 20:10 Uhr durchsuchten Spezialeinsatzkräfte (SEK) der Polizei NRW in Krefeld und Willich Clubräume- und Gelände von Rockerclubangehörigen. Mit einem gepanzertem Spezialwagen (Typ Mars) der Polizei verschafften sich die SEK-Beamten in der Krefelder Innenstadt Zugang zu dem Vereinsheim der Hells Angels. Von den im Clubhaus der Hells Angels in Krefeld und im Swinger-Club Willich angetroffenen Personen wurden die Personalien festgestellt. Festnahmen gab es keine. Da in der Vergangenheit bei Durchsuchungen immer wieder Waffen sichergestellt wurden, ging die Polizei aus Eigenschutzgründen mit diesem starken Aufgebot vor.
Außerdem fanden Durchsuchungen von Privatwohnungen führender Clubmitglieder in Düsseldorf, Köln, Krefeld und Solingen statt. Ziel dieser Durchsuchungen war es, im Rahmen der Ermittlungsarbeit mögliche weitere Tatbeteiligte der Mönchengladbacher Auseinandersetzung im Januar 2012 zu identifizieren und weitere Beweismittel aufzufinden.
Am 21.01.2012 kam es in der Mönchengladbacher Altstadt zu einem gewaltätigen Aufeinandertreffen zwischen Rockern der Gruppierungen Bandidos und Hells Angels sowie deren Supportern, an dem ca. 100 Personen beteiligt waren.
Es gab zahlreiche Verletzte, wobei vier Personen, wie von der Polizei festgestellt wurde, Schnitt- und Stichverletzungen davon trugen. Drei Männer wurden durch Stiche lebensgefährlich verletzt.
Mordkommission „Kutte“ ermittelt auch weiterhin
Die Staatsanwaltschaft Mönchengladbach bewertet die Fälle der lebensgefährlich Verletzten als versuchte Tötungsdelikte. Daraufhin wurde seitens der Mönchengladbacher Polizei die Mordkommission „Kutte“ eingerichtet.
Die Mordkommission wertet die Aufzeichnungen der Videobeobachtung in der Mönchengladbacher Altstadt aus. Ziel ist es, die Tatabläufe zu rekonstruieren und Tatverdächtige der versuchten Tötungsdelikte, aber auch des vielfach begangenen Landfriedensbruchs zu identifizieren.
Diese Ermittlungsarbeit gestaltet sich schwierig, da weder Tatverdächtige noch Geschädigte mit der Polizei kooperieren.
Bereits am 09.02.2012 fanden in Leverkusen, Köln und Duisburg, sowie am 14.03.2012 in Oberhausen, Düsseldorf, Solingen und Langenfeld und zuletzt am 20.04.2012 in Bochum, Herne und Schermbeck Durchsuchungen im Zusammenhang mit den versuchten Tötungsdelikte statt. Hierbei wurden mögliche Beweismittel, darunter mehrere Hieb- und Stichwaffen, aufgefunden und sichergestellt. Eine Auswertung dieser sichergestellten Gegenstände ist nach wie vor noch nicht abgeschlossen.
Die Vorfälle in der Mönchengladbacher Innenstadt vom 21.01.2012 werden sehr ernst genommen und die dabei festgestellten Straftaten werden konsequent verfolgt, so ein Polizeisprecher. Die Mordkommission „Kutte“, die auch wegen schweren Landfriedensbruchs ermittelt, steht in einem ständigen Informationsaustausch mit anderen Polizeibehörden, dem Landeskriminalamt und Kommunal- und Ordnungsbehörden. Daher kennen wir die Strukturen speziell der örtlichen Rockerszenen sehr genau und nutzen alle rechtlichen Möglichkeiten, um der Rockerkriminalität wirkungsvoll entgegen zu treten, so der Sprecher weiter.
SEK Münster stürmt Bandidos-Treff „Fat Mexican Roughland“
Einsatzkräfte des Spezialeinsatzkommando (SEK) Münster drangen derweilen gestern gegen 10 Uhr in den Bandidos-Treff „Fat Mexican Roughland“ in Burgsteinfurt (NRW) ein. Dabei ging es jedoch nicht um das Ermittlungsverfahren der Mordkommission „Kutte“, sondern um Internetbetrug. Dem 34-jährigen Bewohner des Hauses, der Mitglied der berüchtigten Rockerszene ist, wird durch die Staatsanwaltschaft Osnabrück vorgeworfen auf der Internetplattform „ebay“ zahlreiche Artikel zum Kauf angeboten zu haben, diese jedoch nie versandt. Die Gesamtsumme des Schadens ist im vierstelligen Euro-Bereich. Dr. Alexander Retemeyer, Sprecher der Staatsanwaltschaft Osnabrück, rechtfertigte den Aufmarsch der Polizei mit dem enormen Gefahrenpotenzial der von der Rockergruppierung ausgehe.