München – Die Brutalität der Tat ist schockierend. Mit 10 bis 13 Schüssen wurde der Münchner Manager Dirk Poschinger von Camphausen mit einer 22-Millimeter-Pistole erschossen. Der seit Donnerstagmittag vermisste 36-Jährige starb vermutlich bereits am gleichen Tag «in Folge der Schüsse», wie Kriminaloberrat Markus Kraus am Montag in München sagte. Am Samstag wurde die Leiche in einem abgestellten Lieferwagen in Laim von der Polizei gefunden. Noch am gleichen Tag wurden zwei Tatverdächtige festgenommen.
Am Donnerstag war der Finanzexperte von zu Hause aufgebrochen, um bei einem privaten Termin seine Luxuslimousine zu verkaufen. Den schwarzen Audi A 8 hatte er mit persönlichen Daten im Internet, auf Autoscout 24, inseriert. Warum der Münchner seinen Wagen auf diesem recht schnellen Weg verkaufen wollte, ist nach Angaben der Polizei unklar.
Als das Opfer seit Donnerstag nicht mehr erreichbar war, wurde die Münchner Mordkommission eingebunden. «Bereits zum Zeitpunkt der Vermissung bestand die Vermutung, dass das jetzige Opfer einer Gewalttat zum Opfer gefallen ist», erklärte Kraus. Aus diesem Grund habe die Polizei von Anfang an «operative Maßnahmen» eingeleitet, die sie zunächst zum Audi des Opfers führten und schließlich zu dem Lieferwagen, in dem die Leiche lag. Beide Fahrzeuge wurden im gleichen Straßenzug eines Laimer Wohngebiets gefunden. Nach Angaben der Polizei unternahm das Opfer vom Verkaufstreffen in Bogenhausen aus eine Probefahrt mit den Tätern nach Laim.
Noch am Samstag wurden am Münchner Hauptbahnhof zwei Männer unter Tatverdacht festgenommen. Dabei handelt es sich laut Polizei um einen 40 Jahre alten getrennt lebenden deutschen Hausmeister und einen 54 Jahre alten verheirateten Gastronomen bulgarisch-mazedonischer Herkunft. Dieser habe keinen Wohnsitz in Deutschland. Der 40-jährige Deutsche ist der Besitzer des Lieferwagens, in dem die Leiche gefunden wurde. Er ist der Polizei bereits wegen Ebay-Betrügereien bekannt.
Durch die Aussagen der Tatverdächtigen geriet eine weitere Person ins Visier der Ermittler. Dieser 46-jährige Mann wurde am frühen Sonntagmorgen in Weilheim von einem Spezialeinsatzkommando (SEK) aufgegriffen und festgenommen. Weil sich der Tatverdacht gegen ihn allerdings nicht erhärtete, wurde der Mann inzwischen wieder auf freien Fuß gesetzt.
Die Staatsanwaltschaft stuft die Tat als vorsätzlichen Mord ein. «Es ging darum, den Besitz an dem Pkw zu erlangen, um ein zügelloses Streben nach Gewinn um jeden Preis», sagte Staatsanwalt Laurent Lafleur. Damit sei die Tat als Mord aus Habgier einzuordnen. Gegen den deutschen Tatverdächtigen sei ein entsprechender Haftbefehl erlassen worden.
Bislang sei noch unklar, wo der genaue Tatort liegt und wer die Schüsse auf das Opfer abfeuerte. «Wir halten uns die Möglichkeit offen, dass weitere Täter in Frage kommen. Wir können nicht eindeutig sagen, wer von den beiden geschossen hat», sagte Kriminaloberrat Kraus. Merkwürdig sei zudem, warum die Täter das Auto des Opfers in unmittelbarer Nähe des Lieferwagens stehen gelassen haben.