Schwerin – Die rechtsextreme Szene Mecklenburg-Vorpommerns kocht vor Wut. Nach der Festnahme von Sven Krüger am vergangenen Sonntag, durch ein Spezialeinsatzkommando (SEK), drohen Neonazis im Internet unverhohlen: „Die heutigen Ereignisse könnten durchaus als offene Kriegserklärung des Innenministeriums gegen die nationale Bewegung in Nordwestmecklenburg verstanden werden.“ Auf einer Internetseite, für die der stellvertretende NPD-Landesvorsitzende David Petereit sich verantwortlich zeichnet, heißt es im Stil alter Hitler-Wochenschauen: „Ein Zurück gibt es nicht mehr und der politische Kampf wird mit unvermittelter Härte weitergeführt werden.“
Doch alle Wutausbrüche nutzten gestern wenig. Das Amtsgericht Schwerin erließ Haftbefehl gegen den Abrissunternehmer Krüger, der Mitglied im Landesvorstand der NPD ist, und der die rechtsextreme Partei auch im Kreistag von Nordwestmecklenburg vertritt.
Es geht allerdings nicht um politische Delikte, die dem 36-Jährigen aus Jamel (Nordwestmecklenburg) zur Last gelegt werden. „Es besteht der dringende Tatverdacht der gewerbsmäßigen Hehlerei in sechs Fällen und des Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz“, sagte Oberstaatsanwalt Stefan Urbanek, Sprecher der Schweriner Staatsanwaltschaft.
Krüger soll einen Bohrhammer, eine Kettensäge, einen Putzmischer, ein Hydraulikaggregat und anderes mehr aus Diebesgut in seinen Besitz gebracht haben. Ob der Unternehmer die Arbeitsgeräte weiter veräußern oder selbst behalten wollte, sei Gegenstand der Ermittlungen, so Urbanek gegenüber unserer Redaktion.
Beamte des Spezialeinsatzkommandos (SEK) der Landespolizei hatten am vergangenen Sonntag bei einer Razzia Wohn- und Geschäftsräume von Krüger in Jamel und in Grevesmühlen gestürmt. Besonders brisant: Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurde im Wohnhaus in Jamel eine Maschinenpistole und 200 Schuss Munition gefunden. NPD-Landesvorsitzender Stefan Köster verteidigte den Beschuldigten gegenüber unserer Redaktion: „Bis zur Verurteilung gilt die Unschuldsvermutung, außerdem gab es in der Vergangenheit zahlreiche Morddrohungen gegen Herrn Krüger.“ Die Staatsanwaltschaft wollte gestern keine näheren Angaben zur Waffe machen.
Sven Krüger ist für Justiz und Polizei in Mecklenburg-Vorpommern ein alter Bekannter. 1992 griff er in Jamel bei einer Feier mit Gleichgesinnten Nachbarn an, die nicht rechtsextrem wie er waren. Dann überfiel er mehrfach Ausländer. Aus dem Gefängnis entlassen, bedrohte er 1996 mit 30 Kameraden auf dem Campingplatz Leisten eine Kindergruppe und schlug auf Betreuer ein. 2001 flog er auf Kosten der Steuerzahler zu einer sozialpädagogischen Maßnahme nach Namibia. Danach soll Krüger gesagt haben: „Die Kaffer sind wirklich so scheiße, wie ich dachte.“
Quelle Text und Video: SVZ.de