Augsburg – Im Zusammenhang mit den Ermittlungen zum Mord an dem Polizeibeamten Mathias Vieth wurden am 29.12.2011 gegen Mittag zwei tatverdächtige Männer durch ein Spezialeinsatzkommando (SEK) der Polizei Bayern festgenommen.
In einer Pressekonferenz am 30.12.2011 informierten die Ermittlungsbehörden über den aktuellen Sachstand.
Wie bereits berichtet, wurden am Donnerstag, 29.12.2011 zwei männliche Personen festgenommen, die dringend tatverdächtig sind, den Mord an dem Polizeibeamten Mathias Vieth am 28.10.2011 begangen zu haben. Dazu fand am 30.12.2011 ab 14.00 Uhr im Polizeipräsidium Schwaben Nord eine Pressekonferenz statt, die vom Bayerischen Staatsminister des Innern, Herrn Joachim Herrmann, der bayerischen Justizministerin, Frau Dr. Beate Merk, dem Leiter der Staatsanwaltschaft Augsburg, Herrn Leitenden Oberstaatsanwalt Reinhard Nemetz, Herrn Polizeipräsident Gerhard Schlögl und dem Leiter der Kriminalpolizeiinspektion Augsburg und Soko-Leiter, Herrn Leitenden Kriminaldirektor Klaus Bayerl, abgehalten wurde.
Zu Beginn der Pressekonferenz zeigten sich Innenminister Herrmann und die Staatsministerin Dr. Merk nach der Festnahme zweier dringend tatverdächtiger Männer erleichtert. Nach den Äußerungen von Frau Dr. Merk spräche vieles für eine Täterschaft der Festgenommenen, jedoch gelte auch hier die Unschuldsvermutung. Sie bedankte sich sowohl bei der Polizei, als auch bei der Staatsanwaltschaft Augsburg für die professionelle Arbeit und betonte bei ihren Ausführungen die politische Forderung, dass bei einer lebenslangen Freiheitsstrafe ein verurteilter Täter frühestens nach 20 Jahren freikommen kann. Ihre Gedanken seien bei der Familie des Ermordeten, ein Leben sei unwiederbringlich ausgelöscht worden. Für die Angehörigen könne es jedoch eine Genugtuung oder Trost sein, dass die Mörder ein Gesicht bekommen haben.
Auch Innenminister Herrmann, der sich dem Dank der Justizministerin anschloss, freute sich über den großartigen Fahndungserfolg und bedankte sich für die große Anteilnahme durch die Bevölkerung sowie der bayerischen und außerbayerischen Polizeiverbände. Er hob hervor, dass die aktuellen Festnahmen ein Ergebnis der akribischen Arbeit der Kripo, insbesondere der eingesetzten SOKO „Spickel“ und der engen Zusammenarbeit mit anderen Dienststellen, dem Bayerischen Landeskriminalamt, Rechtsmedizinisches Institut und anderen Polizeidienststellen ist. Sollte sich der Tatverdacht bestätigen, dass der Haupttäter schon 1975 einen Polizeibeamten getötet hat, geht er davon aus, dass dieser Täter eine lebenslange Strafe erhält.
Leitender Kriminaldirektor Bayerl ging auf die Ermittlungsarbeit der SOKO-Mitglieder ein, die letztlich zur Festnahme der beiden Tatverdächtigen führte. Nach seinen Angaben wurde bereits in der Tatnacht um 03:09 Uhr in Tatortnähe ein Auto mit Münchner Kennzeichen festgestellt, woraus sich aber zunächst keine „heiße“ Spur entwickelte, nachdem das Fahrzeug auf einen unbescholtenen Münchner Geschäftsmann zugelassen war. Trotzdem wurde festgehalten, dass der Motor des Fahrzeugs noch warm war. Erst bei späteren Ermittlungen wurde bekannt, dass eine verwandtschaftliche Beziehung zu den mutmaßlichen Tätern besteht und das Fahrzeug einem der Tatverdächtigen zur dauerhaften Nutzung zur Verfügung stand. Durch die anschließenden intensiven Überwachungsmaßnahmen und dem äußerst konspirativen Verhalten dieser Personen verdichteten sich die Hinweise auf eine mögliche Täterschaft. Da nicht auszuschließen war, dass diese Männer eine weitere Straftat in unmittelbarer Zukunft begehen würden, wurden in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Augsburg Haftbefehle beantragt, die am 29.12.2011 vollzogen werden konnten. Bei den anschließenden Durchsuchungen der Örtlichkeiten, an denen sich die mutmaßlichen Täter aufgehalten haben, wurden zahlreiche Schußwaffen und eine Vielzahl von Munition und weitere Beweismittel sichergestellt die derzeit spurentechnisch überprüft werden.
Auch der Leiter der Augsburger Staatsanwaltschaft, Herr Nemetz zeigte sich erleichtert über den derzeitigen Verlauf und hob die hervorragende Zusammenarbeit zwischen Polizei und Staatsanwaltschaft hervor. Er erläuterte, dass eine am Tatort gesicherte DNA-Spur zweifelsfrei einem der Tatverdächtigen zugeordnet werden konnte. Er führte weiter aus, dass der Hauptverdächtige bereits 1975 einen Polizeibeamten in Augsburg getötet hat und es Parallelen gibt, da auch damals drei Waffen verwendet wurden und der Polizeibeamte aus dem Hinterhalt erschossen wurde.
Letztlich wurden die aktuellen Haftbefehle gegen die 56 und 58-jährigen mutmaßlichen Täter wegen gemeinschaftlich begangenen Mordes an dem Polizeibeamten Mathias Vieth, versuchtem Mord an dessen Streifenpartnerin sowie weiteren diversen Straftaten beantragt und letztlich richterlich bestätigt. Die Staatsanwaltschaft Augsburg geht davon aus, dass es sich bei dem Mord, bzw. Mordversuch um sogenannte „Verdeckungsmorde“ handelte, da die Täter illegal bewaffnet waren und sich der Strafverfolgung wegen der Waffendelikte entziehen wollten. Außerdem hatten sie vor einen bewaffneten Raubüberfall zu begehen. Bei der Schussabgabe auf die Polizeibeamten handelten sie heimtückisch.
Polizeipräsident Schlögl unterstrich die Betroffenheit , die sowohl bei der Polizei insgesamt, als auch der Bevölkerung besteht und bedankte sich bei den ermittelnden Beamten, aber auch bei der Presse für die respektvolle Berichterstattung. Er hob die Schwierigkeit der Ermittlungsarbeit hervor, da es sich bei dem Fall nicht um eine Beziehungstat handelt. Er dankte allen beteiligten Dienststellen und Verbänden, dem BLKA, der KPI Ingolstadt, dem Institut für Rechtsmedizin, der Bereitschaftspolizei und dem PP München. Er betonte das hohe Engagement der Beamten, welche ihre persönlichen Interessen und Planungen hinter die Aufklärung des Verbrechens stellten.
Bei den Tätern handelt es sich um zwei Brüder mit deutscher Staatsangehörigkeit und polnischer Herkunft. Der 56-jährige Haupttäter wohnt im Stadtteil Lechhausen, ist ledig und ohne Beruf. Er hatte bereits 1975 den Polizeibeamten Dieter Kraus in der Nähe des Autobahnsees an der Autobahn A 8 erschossen und wurde zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe verurteilt. Er kam nach über 19 Jahren wieder frei und stand anschließend 5 Jahre unter Führungsaufsicht. Am 09. September 2003 wurde er wegen Ladendiebstahl und einem Betrugsdelikt bzw. wegen einem Verstoß gegen das Waffengesetz zu 2 Jahre Freiheitsstrafe verurteilt. Anschließend stand er wiederum 5 Jahre unter Führungsaufsicht, die erst im August 2011 endete. Er gilt als ausgesprochener Waffenfanatiker.
Sichergestellte Waffen | Fotos: Polizeipräsidium Schwaben Nord[slideshow id=74]
Sein 58-jähriger Bruder aus Friedberg ist verheiratet, seit ca. 1 Jahr Rentner und in den letzten Jahren polizeilich nicht in Erscheinung getreten. Beide Festgenommenen äußern sich derzeit nicht zu den Tatvorwürfen und machen von ihrem Aussageverweigerungs-recht gebrauch.
Derzeit sind noch umfangreiche spurentechnische Auswertungen und Abgleiche erforderlich, die vermutlich noch mehrere Wochen in Anspruch nehmen werden. Die Ermittlungsarbeit der SOKO „Spickel“ wird noch längere Zeit andauern.