Oberstaatsanwalt Steffen Flieger der Staatsanwaltschaft (StA) Gera sagt über diese Gruppierung: „Innerhalb eines Jahres wurden durch das Landeskriminalamt Thüringen (TLKA) und die StA Gera insgesamt 54 Ermittlungsverfahren gegen 29 Tatverdächtige eingeleitet. Dies waren zum Beispiel: Bildung einer kriminellen Vereinigung, versuchter Totschlag, Raub, räuberische Erpressung, Geiselnahme, Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz und Bandendiebstahl. Derzeit befinden sich sieben Personen in Untersuchungshaft. Acht Mitglieder der Gruppierung wurden bereits zu Haftstrafen verurteilt. Im Rahmen der Ermittlungsverfahren wurden 20 Wohnungen bzw. Wohnhäuser durchsucht und über 100 Telefone überwacht.“
Die Gruppierung „Saat des Bösen“ bildete sich zwischen 2006 und 2009 in der Jugendstrafanstalt Ichtershausen. Sie bezeichnet sich selbst als „Bruderschaft“. Der damals inhaftierte Enrico V. fing an, Jugendliche um sich zu versammeln. Bereits in dem Gefängnis verübten sie Straftaten. Nach der Haftentlassung des V. wuchs die Gruppe weiter und hatte zuletzt Mitglieder im Bereich Suhl, Nordhausen, Weimar, Apolda, Gera und ein Mitglied in Bayern.
Dem thüringischen LKA sind 47 Personen bekannt, die der Gruppe zuzurechnen sind, wobei derzeit 20 Personen aktive Mitglieder sind. Sie sind zumeist ehemalige bzw. derzeit einsitzende Strafgefangene und einschlägig vorbestraft wegen Verbrechenstatbeständen wie Gewaltdelikte, Körperverletzungen und Raubstraftaten. Ein Mitglied sitzt wegen Mordes ein. Der Großteil der Mitglieder konsumiert selbst illegale Betäubungsmittel, wie Amphetamine, Cannabis sowie Anabolika. Neben dem o. g. Tattoo treten sie nach außen mit einheitlicher Kleidung auf.
Im Internet wurden selbst geschriebene Lieder mit Gewalt verherrlichendem Inhalt veröffentlicht. Enrico V. wurde bereits zu einer vierjährigen Haftstrafe verurteilt, nachdem er einen Mann 2011 mit einem Messer mehrfach in den Halsbereich stach und lebensgefährlich verletzte.
Die Gruppe spezialisierte sich auf Wohnungsraubstraftaten. Während der Taten sollen die Anwesenden bedroht und misshandelt worden sein. Es wurden beispielsweise Bargeld, Mobiltelefone, Computer, Monitore, Fernseher, Werkzeuge und Betäubungsmittel geraubt.
Für dieses Jahr plante die Gruppe einen Überfall auf einen Thüringer Geschäftsmann, dem ein sechsstelliger Geldbetrag geraubt werden sollte. Dieser Plan konnte nicht mehr in die Tat umgesetzt werden, da am 21. Oktober 2012 die vier Tatverdächtigen und eine weitere Person durch Spezialkräfte des TLKA beim Betreten des Hauses eines anderen Opfers festgenommen wurden.
SDB unterhält regelmäßige Kontakte zum Bandidos MC Jena/Weimar, sie haben Kontakte zu anderen kriminellen Gruppierungen, wie beispielsweise „Kosovar“ im Raum Suhl und „Joker“ in Erfurt.
Der Präsident des TLKA, Werner Jakstat, sagt: „Dieser Ermittlungskomplex ist der Erste seiner Art gegen eine solche Gruppierung. Sie treten nach Außen hin geschlossen und martialisch auf, tragen ähnliche Tattoos und einheitliche Kleidung. Es lassen sich Parallelen zu Rockergruppen feststellen, ohne dass es sich um eine solche handelt.“
Quelle: LKA – Thüringen