Essen-Stoppenberg – Das Vorgehen bei einem Amoklauf trainierte heute (22. Oktober) das Essener Spezialeinsatzkommando bei einer Übung im Gymnasium Stoppenberg.
Polizisten der Einsatzhundertschaft und der Fortbildungsstelle Essen stellten die jeweiligen Amokläufer sowie Schüler und Lehrer dar.
Um unterschiedliche Verletzungen zu simulieren, waren die „Schauspieler“ zuvor von Mitarbeitern des DRK (Deutsches Rotes Kreuz) geschminkt worden.
In mehreren Sequenzen – zum Teil durch vernebelte und verbarrikadierte Räume – gingen die SEK-Beamten gegen die Täter vor.
Das größte Szenario mit rund 100 Einsatzkräften: Amoktäter schießen in den Räumen des Gymnasiums auf Schüler und Lehrer, legen Feuer – und sind mit Sprengstoff bewaffnet. Kurz nach 14 Uhr läuft der Amok-Alarm ein. Zwei Täter laufen wild schießend durch die Flure, ballern in den Innenhof. Opfer flüchten in einen Klassenraum. „Hilfe“ schreiben sie auf ein blutrotes Schild und halten es vor das Fenster. Streifenpolizisten und Beamte des Spezialeinsatzkommandos (SEK) stürmen das Gebäude. Schüsse fallen, Menschen schreien, Rauch steigt auf.
In diesem chaotischen Szenario müssen die Einsatzleiter von Polizei und Feuerwehr ihre Entscheidungen treffen – und zwar gemeinsam. „Das ist der eigentliche Zweck der Übung“, wird Feuerwehrchef Ulrich Bogdahn später sagen. Im Kleinen ist das Einsatzalltag: Wer zuerst am Einsatzort ist, weist die anderen Einheiten ein. Doch diese Lage ist deutlich komplizierter.
„Dies ist eine Lage, in der die Polizei nicht ohne die Feuerwehr arbeiten kann“
In diesem speziellen Fall müssen die Polizei- und Rettungsdienstführer mehrere Dinge gleichzeitig abwägen: Es gibt Verletzte, die geborgen und versorgt werden müssen. Aber auf dem Flur liegt ein vermutlich getöteter Täter mit Sprengstoff am Leib. „Der hat eine Bombe!“, rufen die Opfer den Helfern zu. Und irgendwo im Gebäude, vermurten die Fahnder, läuft noch ein zweiter Täter herum.
„Dies ist eine Lage, in der die Polizei nicht ohne die Feuerwehr arbeiten kann und umgekehrt“, sagt Polizeidirektor Michael Schemken, Leiter der Spezialeinheiten bei der Essener Polizei. „Hier gibt es keine richtigen und keine falschen Entscheidungen. Wir haben ein Szenario vorgegeben, aber dann verändert sich die Lage dynamisch, und die Führer müssen darauf reagieren.“
Wegen des Amok-Täters mit Sprengstoff entscheiden sich Polizei und Rettungsdienst, die Verletzten über ein Vordach zu bergen, auch wenn es länger dauert und die aus dem Fenster gehobenen Verletzten vor Schmerzen schreien. Die Rettungsdienstführer bauen ihr Zentrum für die Erstversorgung nicht im Innenhof auf, sondern im Haupteingang. Draußen wären sie Attacken des zweiten Täters ausgesetzt.
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Nach 25 Minuten haben die Retter die Verletzten aus dem Klassenzimmer geholt, während ihre Kollegen sie sichern, In der Zwischenzeit hat die Feuerwehr ihr Rettungszentrum aufgebaut und andere Einheiten nachalarmiert. Nach 45 Minuten ist die Übung vorbei: Täter gestoppt, Opfer geborgen. Die Verletzten wischen sich die blutigen Farben ab, mit denen DRK-Helfer sie geschminkt hatten. Gut gelaufen seien die drei Übungen, sagt Schemken. Seine Truppe wird weiter üben. Für Einsätze, die hoffentlich nie notwendig werden.
Um die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Rettungsdienst weiter verbessern zu können, beteiligten sich auch die Essener Feuerwehr, ASB, DRK, MHD und die Johanniter mit insgesamt 50 Personen – darunter 4 Notärzte – an der groß angelegten Übung.
Das Bistum Essen – Träger des Gymnasiums am Stoppenberg – hatte der Polizei das Schulgelände für diese Übung in den Herbstferien zur Verfügung gestellt.
Geiselnahme – Übung SEK – Münster
Quelle: PP Essen | Foto Mit freundlicher Genehmigung: © Walter Buchholz | DerWesten.de
Quelle Video | YouTube – Wdr.de