Karlsruhe | In den frühen Morgenstunden des heutigen Donnerstag nahmen Spezialeinheiten der Polizei drei mutmaßliche IS-Terroristen fest. Im nordrheinwestfälischen Herne stürmten Polizeibeamte eines Spezialeinsatzkommandos (SEK) mittels Ford F-550 Truck mit MARS (Mobile Adjustable Ramp System) in eine Wohnung eines Mehrfamilienhauses im ersten Stock. Das mobile Rampensystem wird zum schnellen Stürmen von Gebäuden, Flugzeugen oder Bussen eingesetzt. In der Wohnung trafen die Einsatzkräfte auf zwei 25-jährige Syrer wovon einer festgenommen wurde.
# KDF-TV & Picture Pics / ANTITERROREINSATZ in Herne NRW. Panzerwagen und Spezialeinheit im Einsatz. Mann abgeführt. pic.twitter.com/XDWDbxSpiU
— KDF-TV & Picture (@KDFTV24h) 2. Juni 2016
Aufgrund von Haftbefehlen des Ermittlungsrichters des Bundesgerichtshofs vom 1. Juni 2016 wurden der 27-jährige syrische Staatsangehörige Hamza C., der 25-jährige syrische Staatsangehörige Mahood B. und der 31-jährige syrische Staatsangehörige Abd Arahman A. K. in Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Baden-Württemberg durch Polizeibeamte der betroffenen Bundesländer festgenommen. Zudem wurden die Wohnungen der drei Beschuldigten durchsucht. Ein vierter 25-jähriger syrischer Verdächtiger sitzt bereits in Frankreich in Untersuchungshaft und soll den Behörden nach Karlsruhe überstellt werden.
Anschlag in Düsseldorfer Altstadt geplant
Die Beschuldigten Saleh A. und Hamza C. schlossen sich den Ermittlungen zufolge im Frühjahr 2014 in Syrien dem ISIG an. Dort erhielten sie von der Führungsebene der Vereinigung den Auftrag, in der Düsseldorfer Altstadt einen Anschlag zu verüben. Nach den weiterführenden Planungen von Saleh A. und Hamza C. sollten zwei Selbstmordattentäter in Düsseldorf auf der Heinrich-Heine-Allee jeweils eine Sprengweste zünden. Anschließend sollten weitere Attentäter möglichst viele Passanten mit Gewehren und weiteren Sprengsätzen töten.
Über Balkanroute eingereist
Zu diesem Zweck reisten Saleh A. und Hamza C. mit Billigung der ISIG-Führung im Mai 2014 in die Türkei. Von dort aus ging es im März und im Juli 2015 getrennt voneinander über Griechenland weiter nach Deutschland. Spätestens im Januar 2016 überzeugten Saleh A. und Hamza C. den Beschuldigten Mahood B., sich an dem Anschlag zu beteiligen. Darüber hinaus nahmen im Januar 2016 Saleh A. und Abd Arahman A. K. Kontakt zueinander auf. Abd Arahman A. K. war bereits im Oktober 2014 im Auftrag der ISIG-Führung nach Deutschland gereist, um sich an dem geplanten Anschlag zu beteiligen. Konkret sollte er die erforderlichen Sprengwesten herstellen. Abd Arahman A. K. hatte bereits 2013 in Syrien für die ausländische terroristische Vereinigung „Jabhat al-Nusra“ Sprenggürtel und Granaten gebaut.
Zu weiteren Tatplanungen zwischen Saleh A. und den weiteren Beschuldigten kam es nicht, weil sich Saleh A. am 1. Februar 2016 in Paris gegenüber den französischen Strafverfolgungsbehörden offenbarte. Er befindet sich seither in Frankreich in Untersuchungshaft. Die Bundesanwaltschaft wird sich um seine Auslieferung nach Deutschland bemühen.
Die heutigen Festnahmen stehen nicht im Zusammenhang mit der bevorstehenden Fußballeuropameisterschaft in Frankreich.