„Das war ein guter Tag für die Verkehrssicherheit in Deutschland. Wir Innenminister sind sehr zufrieden. Die allermeisten Autofahrer sind verantwortungsbewusst gefahren und haben sich an die Geschwindigkeitsregeln gehalten“, sagte NRW-Innenminister Ralf Jäger heute in Düsseldorf.
Nordrhein-Westfalen hatte als erstes Bundesland den sogenannten 24-Stunden-Blitzmarathon erstmals 2011 ins Leben gerufen und war so „Schirmherr“. In NRW war es bereits der fünfte Blitz-Marathon seit der Einführung.
„Viele haben erkannt, dass sie auch ohne zu rasen pünktlich und sicher an ihr Ziel kommen. Dieser Lerneffekt muss sich in den Köpfen festsetzen. Deshalb halten wir an unserer Strategie aus mehr Geschwindigkeitskontrollen und mehr Transparenz fest, “ so Jäger.
83.271 Verstöße in nur 24 Stunden
Erstmals wurde in allen 16 Bundesländern im Rahmen einer groß angelegten Schwerpunktaktion gemeinsam gegen eine der Hauptunfallursachen – die Geschwindigkeitsverstöße – vorgegangen. Fast 15.000 Polizistinnen und Polizisten an mehr als 8.600 Orten haben die Geschwindigkeit gemessen. Trotz der umfangreichen Berichterstattung in den Medien und der Veröffentlichung der Messstellen waren bundesweit 83.271 von mehr als 3 Millionen kontrollierten Autofahrern zu schnell.
Bis heute Morgen um 06.00 Uhr wurde die gesamte Messtechnik über einen Zeitraum von 24 Stunden in einem Maße ausgelastet, wie es sonst wegen der enormen Aufgabenvielfalt der Polizei im täglichen Dienst nicht möglich ist.
Ziel der Schwerpunktaktion war es vor allem, die Öffentlichkeit mit Unterstützung der Medien durch größtmögliche Transparenz für die Gefährlichkeit zu schnellen Fahrens zu sensibilisieren. Vor diesem Hintergrund war die Aktion in allen Teilen Deutschlands offensiv angekündigt und sämtliche Kontrollstrecken im Vorfeld veröffentlicht worden. Der Polizei ging es nicht darum Raser zur Kasse zu beten, sondern Präventionsarbeit zu leisten und auf die Gefahr der Raserei aufmerksam zu machen.
„Uns geht es nicht darum möglichst viele Raser zu erwischen, sondern je weniger es sind, umso mehr hat die Kampagne gewirkt. Jeder Verletzte oder gar Todesopfer ist einer zu viel“, sagte Polizeirat Christian Burkhardt von der Berliner Polizei gegenüber SEK-Einsatz.de.
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Dieses Ziel scheint tatsächlich erreicht worden zu sein. Obwohl im Rahmen der 24-stündigen Aktion das Fünffache an sonst täglich stattfindenden Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt wurde, konnten nicht mehr Raser als einem üblichen Wochentag festgestellt werden. Inwieweit es hierdurch gelungen ist, Fahrzeugführer auch künftig zu einer positiven Verhaltensanpassung zu motivieren, bleibt abzuwarten. Am gestrigen Tage und in den heutigen Morgenstunden jedenfalls war ein wesentlich entspannteres und rücksichtsvolleres Miteinander deutlich zu spüren. Vielerorts wurden die eingesetzten Polizeikräfte von Passanten angesprochen. Sie zeigten sich vornehmlich erfreut über die polizeilichen Maßnahmen.
In einigen Bundesländern gab es bereits im Vorfeld des Blitz-Marathons die Möglichkeit für Bürgerinnen und Bürger der Polizei „Wunsch-Blitz-Standorte“ anzugeben.
Verständnis der Verkehrsteilnehmer gegenüber der Polizei
Auch die Verkehrsteilnehmer, die sich in den Kontrollen für ihre zu schnelle Fahrweise verantworten mussten, zeigten überwiegend Verständnis für die Maßnahmen und gaben sich in den verkehrsaufklärerischen Gesprächen einsichtig.
In Berlin ging um 06.57 Uhr der erste Temposünder, ausgerechnet ein Berufskraftfahrer, der Polizei in einer 30 Zone ins Netz. Wolfgang Zimmermann der nach eigenen Angaben täglich die Strecke fährt wurde mit 8 km/h Überschreitung gemessen. „Ich hatte mich extra auf mögliche Kontrollen konzentriert, jedoch kurz nicht aufgepasst. Es ist schon richtig das kontrolliert und geahndet wird“, so Zimmermann.
Ebenso zeigten bundesweit viele Anwohner Verständnis für die großangelegte Polizeiaktion.
Unverbesserlich: 119 km/h in 50er Zone
Die Polizei stellte wie immer auch einige Unverbesserliche fest:
• Auf der BAB A1 bei Schwelm wurden zwei Autos im Abstand von 10 Minuten mit einer Geschwindigkeit von jeweils 250 km/h gemessen. Erlaubt ist dort nur eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h. Beide Fahrer erwartet eine Geldbuße von mindestens 600 Euro, drei Monate Fahrverbot und vier Punkte in der Flensburger Kartei.
• In Krefeld fuhr ein Autofahrer in einer 50er-Zone mit 119 km/h. Das gefährliche Rasen kostet ihn 480 Euro Bußgeld, drei Monate Fahrverbot und vier Punkte.
• Mit 75 km/h raste in Warendorf ein unverantwortlicher Fahrer durch eine 30er Zone. 200 Euro, ein Monat Fahrverbot und vier Punkte in Flensburg sind für ihn die konsequente Strafe.
„Der Blitz-Marathon ist ein Baustein der langfristigen Strategie der Polizei gegen Geschwindigkeitsunfälle“, betonte NRW-Minister Jäger. Deshalb überwachen Polizei und Kommunen jeden Tag, auch außerhalb der Blitz-Marathons überall dort flexibel und häufig die Geschwindigkeit, wo zu schnell gefahren wird.
Die Polizei appelliert jedoch ausdrücklich an alle Fahrzeugführer, auch unabhängig von der Angst „erwischt“ zu werden, die Geschwindigkeitsbegrenzungen zu respektieren. Der erste bundesweite Blitz-Marathon hat in beeindruckender Weise gezeigt, dass das gesamte Verkehrsklima auf den Straßen dann spürbar stressfreier, entspannter und vor allem sicherer ist, für Alle.