Stuttgart/Mosbach | Zuerst brachen sie in insgesamt 13 Feuerwehrwachen ein und entwendeten zehn zu Rettungszwecken dienende Hydraulikspreizer. Anschließend nutzten die Täter die Geräte um Geldautomaten damit zu öffnen. Nach monatelangen, auch grenzüberschreitend geführten Ermittlungen, konnten die Ermittler der Abteilung Organisierte Kriminalität des Landeskriminalamts Baden-Württemberg (LKA) nun elf Tatverdächtige im Alter zwischen 28 und 50 Jahren identifizieren und fünf davon festnehmen. Ein sechster Tatverdächtiger befindet sich bereits wegen anderer Delikte in Haft.
Die Festgenommenen sollen als Mitglieder einer Bande seit April 2016 insgesamt neun Geldausgabeautomaten in Baden-Württemberg und Hessen mit so genannten Hydraulik-Spreizern gewaltsam geknackt und dann das darin befindliche Bargeld entwendet haben. Des Weiteren soll die Tätergruppierung auf die gleiche Art und Weise versucht haben, zehn weitere Geldautomaten in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz aufzubrechen. Die Verdächtigen hatten zuvor bei dreizehn Einbrüchen in Feuerwehrwachen in Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz insgesamt zehn zu Rettungszwecken dienende Hydraulikspreizer gestohlen.
Bei ihren Diebeszügen nutzten die mutmaßlichen Bandenmitglieder hochmotorisierte Fahrzeuge, an denen sie die zuvor entwendeten Kennzeichen angebracht hatten. Nach derzeitigem Ermittlungsstand soll die Bande rund 600.000 Euro Bargeld erbeutet haben. Der geschätzte Sachschaden liegt bei 80.000 Euro.
Ermittlungen seit Mai 2016
Die bei der Abteilung Organisierte Kriminalität angesiedelte und in Kehl stationierte Einheit „Zentrale Ermittlungen Grenzüberschreitende Kriminalität“ ermittelt seit Mai 2016 im Auftrag der Staatsanwaltschaft Mosbach gegen die Bande, da sie in ihrem Rückzugsgebiet in Frankreich im Raum Straßburg und in Brüssel (Belgien) die Taten geplant und zur Begehung ihrer Taten nach Deutschland eingereist sein sollen. Die Staatsanwaltschaft Mosbach und die Ermittler des LKA werfen den Verdächtigen insgesamt neun vollendete und zehn versuchte Geldautomatenaufbrüche in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz vor.
Im Zuge aufwändiger Ermittlungen in Zusammenarbeit mit der Section de Recherche (Regionale Kriminalabteilung) der Gendarmerie Nationale Straßburg und der Staatsanwaltschaft Straßburg sowie der Nationalen Kriminalpolizei Brüssel und der STA Brüssel identifizierten die LKA-Spezialisten die mutmaßlichen Bandenmitglieder. So gelang es, am 9.Mai 2017 zwei Kosovaren im Alter von 40 und 50 Jahren in Oberhausen/Nordrhein-Westfalen mit Unterstützung der Kriminalpolizei Oberhausen und Spezialkräften aus Nordrhein-Westfalen nach frischer Tat festzunehmen und die gerade erbeuteten knapp 44.000 Euro Bargeld sicherzustellen. Der 40-Jährige ist der mutmaßliche Kopf der Gruppierung. Drei weitere mutmaßliche Bandenmitglieder kosovarischer Nationalität wurden in einer international abgestimmten Aktion der französischen Gendarmerie in Straßburg, der Staatsanwaltschaft Straßburg, der belgischen Nationalen Kriminalpolizei in Brüssel, der Staatsanwaltschaft Brüssel und dem LKA Baden-Württemberg sowie der Staatsanwaltschaft Mosbach am 28. Juni 2017 in Straßburg (Frankreich), Brüssel (Belgien) sowie in Kehl festgenommen.
Die Festgenommenen wohnten in Kehl, Straßburg und Brüssel. Bei zwei Wohnungsdurchsuchungen in Kehl und Brüssel wurden drei Hydraulikspreizer, drei totalgefälschte kroatische Ausweisdokumente (Identitätskarte, Führerschein, Reisepass), mutmaßliche Tatwerkzeuge wie Trennschleifer oder Spaltkeile sowie mehrere Handys sichergestellt.
Alle fünf Festgenommenen befinden sich in Untersuchungshaft. Ein tatverdächtiger Kosovare befindet sich bereits wegen anderer Delikte in Haft. Weitere fünf Tatverdächtige sind auf der Flucht, nach ihnen wird mit einem Europäischen Haftbefehl gefahndet.
So bearbeitete die ZEGK bereits im Jahr 2008 eine Serie von Geldautomatenaufbrüchen, die von drei französischen Staatsangehörigen im deutsch-französischen Grenzgebiet (Rheinschiene) in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und dem Saarland begangen wurden. Die Taten konnten seinerzeit durch die gute Zusammenarbeit mit der Police Nacionale/Division Criminelle der D.I.P.J. Straßburg geklärt werden. Im Jahr 2010 ermittelte die ZEGK gegen eine grenzüberschreitend agierende Gruppierung kroatischer Wohnungseinbrecher. Diese Gruppierung, die Einbrüche im Bereich der so genannten „Rheinschiene“ sowie darüber hinaus in Nordrhein-Westfalen, Berlin, Paris und in der Schweiz begangen hatte, wurde in enger Kooperation der Section de Recherches de la Region Gendarmerie d´Alsace zerschlagen.