Die Kongressreihe „Europäischer Polizeikongress“ ist eine international ausgerichtete Fachkonferenz, die sich als Informationsplattform für Polizeien, Sicherheits- und zivile Behörden versteht. Sie ist die größte internationale Fachkonferenz für Innere Sicherheit in der Europäischen Union. Jedes Jahr ist die Konferenz über zwei Tage ein Treffpunkt für rund 1.400 Teilnehmer aus 60 Nationen. Aus europäischen Ländern und Gaststaaten nehmen Vertreter der Kriminal- und Schutzpolizeien, der Grenzpolizeien, der Sicherheits- und Nachrichtendienste sowie der Regierungen und der Parlamente teil. Der Europäische Polizeikongress wird durch die Zeitung Behörden Spiegel, die größte deutsche Zeitung für den Öffentlichen Dienst, mit Unterstützung von Partnerorganisationen realisiert. [one_third]Anzeige[/one_third]Nachdem gestern die Polizeiliche Kriminalitätsstatistik (PKS) für die Bundeshauptstadt Berlin veröffentlicht wurde – SEK-Einsatz.de berichtete – geht es auf dem Polizeikongress nun u.a. darum, wie kann man Straftaten vorbeugen.
Nicht nur in Berlin sondern bundesweit, ist seit einigen Jahren ein deutlicher Anstieg von Wohnraumeinbrüchen zu verzeichenen. Die Polizeien der Länder versuchen diesem mit Einsatz-Kampagnen wie „K-Einbruch.de – Einbruchschutz für ein sicheres Zuhause“ oder „Riegel vor“ entgegen zu wirken. Ebenfalls gab es im vergangenen Jahr zahlreiche Einstätze, oftmals mit Beteiligung der Spezialeinheiten, gegen bundesweit agierende Einbrecherbanden.
Straftatenvorhersage: „Predictive Policing“
Im Regelfall ist die Polizei immer nach dem Einbrecher am Tatort, um Spuren zu sichern und ihre Ermittlungen einzuleiten. Mit moderner Technik ist es den Sicherheitsbehörden jedoch inzwischen ebenso möglich, Tatorte und Taten „vorherzusehen“ und somit vor den Tätern vor Ort zu sein.
Verwendet werden dazu vorhandene Datenquellen, Algorithmen und das Predictive Analytics. Aufgrund vorhandener Daten aus durchgeführten Einbrüchen lassen sich bestimmte “Hotspots” in einer Stadt lokalisieren und geografisch auswerten. Zum anderen können Erfahrungen kriminalistischer Arbeit für die Vorhersagen möglicher Straftaten herangezogen und zusammengeführt werden. In den Vereinigten Staaten wird entsprechende Software bereits eingesetzt, ebenso in Amsterdam und Zürich. Auch in Deutschland wird das System des Predictive Policing genutzt, das seinen Ursprung in der Unterstützung von Soldaten in Kriegsgebieten hat.
So arbeitet Nordrhein-Westfalen bereits mit einem Pilotprojekt und auch das Bayerische Landeskriminalamt hat kürzlich eine innovative „musterbasierte Prognosesoftware“ („Precobs“) vorgestellt, die in München und Nürnberg getestet wird. Auf statistischer und kriminologischer Basis errechnet das System, in welchen Gebieten in Zukunft mit hoher Wahrscheinlichkeit Einbrüche zu erwarten sind. Mit diesem Werkzeug erhofft sich die Polizei eine noch effektivere Planung und Steuerung der Einsatzkräfte.
Ziel ist dabei vor allem die Prävention von Straftaten.
Auch der 18. Europäische Polizeikongress, widmet sich dem Predictive Policing. So werden Dieter Schürmann (Landeskriminaldirektor, MIK NRW), Joachim Eschemann (Leitender Kriminaldirektor, LKA NRW), Dr. Markus Hellenthal (Geschäftsleiter Öffentlicher Sektor IBM); Günter Okon (Bayerisches Landeskriminalamt), Alexander Stumpfegger (Managing Director CID Consulting GmbH), Oliver Röniger (Oracle), Dr. Thomas Sschweer (Institut für musterbasierte Prognosetechnik) sowie Dr. Mario Walther (Leiter Innere Sicherheit Deutschland, Accenture) ausführlich über die neue Software diskutieren und berichten.
Aktuelle Entwicklungen in diesem Bereich der polizeilichen Arbeit stellt der nordrhein-westfälische Landeskriminaldirektor, Dieter Schürmann, im Hauptprogramm vor. Weitere interessante Fragen werden zudem in einem Fachforum diskutiert.
steigende Gewalt gegen Polizisten
Ein weiteres Thema wird der ehemalige Leiter und Mitbegründer des SEK Berlin Martin Textor diskutieren: „Gewalt gegen Polizisten“.
Lesen Sie hier Martin Textor im Interview mit SEK-Einsatz.de
Rund 162 Polizisten die im Schnitt jeden Tag Opfer von Straftaten werden, beklagte sich zuletzt beim GdP Bundeskongress – wir berichteten – Gewerkschaftschef Oliver Malchow (GdP). Auch dieses Thema ist mittlerweile trauriger Alltag geworden und die Hemmschwelle des polizeilichen Gegenübers scheint von Jahr zu Jahr zu sinken. Wie man dem entgegenwirken kann, wie die Polizei sich besser darauf einstellen sollte und was die Politik unternehmen sollte, darüber wird Martin Textor gemeinsam mit Udo Münch (Landespolizeipräsident Hessen), Bodo Pfalzgraf (Landesvorsitzender DPolG Berlin), Armin Schuster (MdDB) Horst G. Sandfort (General Manager Zentral Europe Taser International SE) sowie Oberst Hermann Zwanzinger (Bundesministerium für Inneres Republik Österreich) sprechen.
Der 18. Europäische Polizeikongress hat auch in diesem Jahr viele wichtige Themen zu besprechen, denen im Nachgang auch Taten folgen sollten.
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