Berlin | Die Liste der Strafanzeigen eines größeren Polizeieinsatzes ist lang: Landfriedensbruchs, Beleidigung, versuchter Körperverletzung, versuchter Gefangenenbefreiung, unberechtigten Gebrauchs eines Kraftfahrzeuges sowie Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte. Da ist das Ergebnis eines Polizeieinsatzes im Berliner Bezirk Gesundbrunnen am gesrigen Montagabend.
Zeugen hatten gegen 19.40 Uhr die Polizei in die Soldiner Straße alarmiert und angegeben, dass Kinder in einem Auto spielen würden und hierbei auch schon mehrfach den Motor gestartet hätten. Als die Beamten wenig später eintrafen, benannten mehrere Zeugen einen Elfjährigen als denjenigen, der mehrfach das offen stehende Auto gestartet hätte. Die Polizisten sprachen den ihnen bereits als kiezorientierten Mehrfachtäter bekannten 11-jährigen Jungen an, der sofort aggressiv reagierte. Innerhalb von kürzester Zeit kamen mehrere Unbeteiligte zusammen, so dass schließlich bis zu 70 Personen um die Beamten herumstanden.
„Haut ab, das ist unsere Straße“
„Mehrfach wurde aus der Menschenmenge heraus »Haut ab, das ist unsere Straße« gerufen“, teilte die Polizei Berlin mit. Insbesondere mehrere Familienangehörige des Elfjährigen bedrängten die Polizisten und verhielten sich verbal äußerst aggressiv, woraufhin die Beamten begannen, Platzverweise auszusprechen und Unterstützungskräfte anforderten.
Versuchte Gefangenenbefreiung
Der 21 Jahre alte Bruder des Jungen weigerte sich einem Platzverweis Folge zu leisten und beleidigte mehrfach einen Beamten. Auch ein weiterer 21-Jähriger weigerte sich trotz mehrfacher Aufforderung, Abstand von den polizeilichen Maßnahmen zu halten, und wurde beleidigend. Als Polizisten den Bruder des Elfjährigen aufgrund seines fortwährend störenden Verhaltens und der andauernden Beleidigungen zur Klärung seiner Identität festnahmen, wollte zweite 21-Jährige die Festnahme zu verhindern, indem er versuchte, die Polizisten wegzustoßen und den bereits mit Handfesseln gefesselten Mann zu befreien. Unter Einsatz von Reizgas gelang es den Polizisten den Versuch zu unterbinden und auch diesen aggressiven Mann festzunehmen.
Unterstützungskräfte und DHF müssen mit eingreifen
Erst als dann weitere Polizisten und auch Diensthunde als Unterstützung hinzukamen, beruhigte sich die Lage an der Kreuzung Soldiner Ecke Koloniestraße. Die beiden festgenommenen 21-Jährigen wurden zum Zwecke der Klärung ihrer Identität bzw. zwecks einer erkennungsdienstlichen Behandlung zu einem Polizeiabschnitt und zu einer Gefangenensammelstelle gebracht.
Ein Polizist erlitt bei den Widerstandshandlungen während der Festnahme Verletzungen am Handgelenk und am Knie, blieb aber im Dienst.
Innensenator spricht von Problemkiez
„Meinen großen Respekt, wie die Beamten in dieser brenzligen Situation reagiert haben. Das zeigt, wie hart es ist, in manchen Problemkiezen Recht und Gesetz durchzusetzen„, sagte Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) am Dienstag. Das aggressive Verhalten der Menschenmenge sei völlig inakzeptabel. „Das ist leider kein Einzelfall„, so Henkel.
Video: „Hass auf die Polizei – Das denken Jugendliche in Berlin-Wedding“
Die Ermittlungen der Polizei dauern an.