Köln | Die Ermittlungsarbeit der eingerichteten Sonderkommission „Neujahr“ läuft weiterhin auf Hochtouren und es gibt erste Erfolge. „Die intensiven Ermittlungen der Polizei Köln zu den massiven Übergriffen in der Silvesternacht am Bahnhofsvorplatz haben zu konkreten Hinweisen auf insgesamt 16 männliche Tatverdächtige geführt, die mit den Taten in Verbindung stehen könnten„, sagte ein Polizeisprecher in Köln.
Derweil ist die Zahl der Strafanzeigen von 90 auf insgesamt 121 gestiegen. Die Ermittlungsgruppe „Neujahr“ ist zeitnah personell aufgestockt worden. Bis zu 80 Kriminalpolizistinnen und Kriminalpolizisten arbeiten derzeit auf Hochtouren. „Derzeit liegen 121 Strafanzeigen vor, die in den Deliktsbereich der Ermittlungsgruppe gehören. In etwa drei Viertel der Fälle handelt es sich um Sexualstraftaten, teilweise in Verknüpfung mit Eigentumsdelikten. Bei allen anderen Fällen liegen den Ermittlungen Körperverletzungs- und Diebstahlsdelikte zu Grunde“, so die Polizei Köln.
Bislang haben die Mitglieder der Ermittlungsgruppe insgesamt 16 junge Männer identifiziert, die für Straftaten in der Silvesternacht am und im Kölner Hauptbahnhof verantwortlich sein könnten. Bei diesem Personenkreis handelt es sich weitestgehend um aus dem nordafrikanischen stammende Männer. Die Aufgabe der Kriminalbeamten ist es jetzt, diesen Identifizierten konkrete Straftaten nachzuweisen. Dazu werden unter anderem die vorliegenden Videosequenzen analysiert und die Aussagen von Geschädigten und Zeugen ausgewertet.
Auch in Hamburg stieg die Anzahl der Strafanzeigen auf insgesamt 53 Fälle. Dabei sind nach jetzigen Erkenntnissen der Ermittler 39 eine sexuelle Belästigung, die anderen 14 angezeigten Taten beinhalten zudem einen Raub oder einen Diebstahl.
Hamburgs Polizeipräsident Ralf Martin Meyer hat eine Ermittlungsgruppe zur Aufklärung der Taten und Identifizierung der Täter eingesetzt. Die Ermittlungsgruppe setzt sich aus Kriminalbeamten des Fachkommissariates für Sexualdelikte, Spezialisten für Taschendiebstahl, Beamten der Kriminalprävention sowie Kriminalbeamten für den Bereich der Innenstadt zusammen.
Währenddessen veröffentlichte Spiegel Online heute Auszüge aus einem internen Polizeibericht der von einem leitenden Polizeibeamten stammen soll, der in der Silvesternacht am Kölner Hauptbahnhof im Dienst war. Darin beschreibt der Autor die Vorgänge als „chaotisch und beschämend“. Weiter schreibt er: „Frauen mit Begleitung oder ohne durch liefen einen im wahrsten Sinne ‚Spießrutenlauf‘ durch die stark alkoholisierten Männermassen, wie man es nicht beschreiben kann.“ Auch sei die Respektlosigkeit der meist jungen Männer mit ‚Migrationshintergrund‘, mit dem den eingesetzten Polizeikräften gegenenüber getreten wurde, „wie ich sie in 29 Dienstjahren noch nicht erlebt habe„.
Aufgrund zu weniger Ensatzkräfte und Schwächen bei der Ausrüstung kamen die Polizistinnen und Polizisten schnell an ihre Leistungsgrenze. So war es während des gesamten Einsatzes von 21.45 – 7.30 Uhr nicht möglich den Helm abzulegen und durchzuatmen.
Weiter heißt es in dem Bericht, dass Platzverweise völlig ignoriert wurden und aufgrund fehlender Kapazitäten bei Wiederholungstätern nicht durchgesetzt werden konnten, Einsatzkräfte wurden massiv an ihrer Arbeit behindert und mit Flaschen und Böllern beworfen, Zeugen wurden bedroht oder verfolgt. Ein Mann wird zitiert: „Ich bin Syrer, ihr müsst mich freundlich behandeln! Frau Merkel hat mich eingeladen.“ oder Menschen sollen vor den Augen der Polizisten Aufenthaltstitel zerrissen haben, grinsten und sagten: „Ihr könnt mir nix, hole mir morgen einen neuen.“
Ob es sich um echte Dokumente handelte und um welche Art von Dokumenten, geht aus dem Bericht nicht hervor.
Noch heute wird Kölns Polizeipräsident Wolfgang Albers den Innenminister des Landes Nordrhein-Westfalen Ralf Jäger (SPD) umfassend informieren. Für den kommenden Montag (11. Januar) ist eine Sondersitzung des Innenausschusses anberaumt. „Aus Respekt vor dem Parlament werde ich für die Öffentlichkeit zunächst bis zu diesem Zeitpunkt keine weiteren Details zur Einsatzvorbereitung und zum Einsatzverlauf erläutern“, stellt Polizeipräsident Wolfgang Albers klar.
Weiterhin bittet die Polizei Geschädigte und Zeugen sich zu melden.